Es war eine ungewöhnliche Begegnung mit mir selber. Mit einem Text des Neuen Testamentes. Mit Gott. In der großen weltkirchlichen Abendveranstaltung eines Katholikentages inszenierte eine Künstlergruppe das Geschehen von Naim (Lukas 7,11–17): Ich erinnere mich genau an einen monotonen Klagegesang, an das spitze Geschrei der Mutter, die ihren toten Sohn bejammerte. An einen schwarzen Sarg, der hoch auf den Köpfen junger Männer getragen wurde und leicht schwankend über der Menge zu schweben schien. In diesem Moment wurde es in mir und um mich dunkel. Ich brach mit einem Herzstillstand zusammen und kam erst nach einigen Tagen künstlichen Komas wieder zu mir. Auf einer Intensivstation.
Von Hermann Schalück