Berufungspastoral – das ist kein leichtes Geschäft. Und die Tatsache, dass es Ordens- und Diözesanbeauftragte, Prospekte im Vierfarbdruck und fetzige Slogans gibt, ändert erst einmal nichts an der Tatsache, dass in diesem Jahr in manchen Diözesen keine neuen Priester geweiht werden, einige Ordensgemeinschaften schlichtweg aussterben und mancherorts auch schon pastorale Mitarbeiter händeringend gesucht werden. Woran liegt es? Vielleicht lohnt sich ein Blick zurück.
Da waren welche neugierig geworden auf Jesus. Und sie gingen zu ihm und fragten ihn: Meister, wo wohnst du? Und er sagte einfach: Kommt und seht! Und sie gingen mit ihm und blieben den Tag über bei ihm – nachzulesen im ersten Kapitel vom Johannesevangelium.
Da sind welche neugierig und interessiert – und fragen: Wo wohnst du? Wie lebst du?
Angenommen, ich würde solche Menschen in unseren pastoralen Alltag einladen, was würden sie sehen, hören, mitkriegen?
Ein Dechant einer anderen Diözese hatte mich angefragt, eine anderthalbtägige Klausurtagung der hauptamtlichen Mitarbeiter zu begleiten. Zum offiziellen Beginn morgens um 10.00 Uhr waren allerdings von 40 angemeldeten Teilnehmern grad mal 25 da. Bis zum Kaffee am Nachmittag waren wir dann 34, aber die ersten mussten dann um 17.00 Uhr schon wieder fahren. Gemeinsam unterwegs sein? Das konnte man vergessen ...
Eine pastorale Mitarbeiterin trennt konsequent privat und Beruf ... und will deshalb auch nicht ins leerstehende Pfarrhaus ziehen, denn „da hat man ja nie Feierabend!“.
Ein junger Kaplan beklagt sich darüber, dass er so viel zu tun hat. Und weil er ja nie Zeit hat, traut man sich schon gar nicht mehr, ihn einfach mal anzusprechen.
Ein Pfarrer wirft kurzerhand eine hauptamtliche pastorale Mitarbeiterin aus dem Team heraus, weil sie ihm zu unbequem ist, verweigert sich aber zugleich allen Konfliktlösungsgesprächen.
Sitzungen, Konferenzen, Arbeitsgruppen – viel Papier, viele Worte, manchmal Profilierung, gelegentlich Konkurrenz, Abgrenzung und Machtspielchen. Jeder will was sagen – kaum einer mag was hören.
„Kommt und seht – und sie blieben den Tag bei ihm“ ...
In einem Artikel über das Thema stand: Wir sollten keine Berufungspastoral machen, sondern Berufungspastoral sein. Wir können das Thema nicht an irgendjemanden mit diözesanem Auftrag delegieren, sondern wir sind gefragt.
Leben und arbeiten wir so, dass es auf andere einladend wirkt?
Ehrlich gesagt – manchmal bin ich mir da nicht so sicher.