Die Eucharistie bzw. die Vorbereitung auf den erstmaligen Kommunionempfang besitzt wie kaum ein anderes Sakrament bei kirchennahen wie -fernen Christen einen hohen Stellenwert. Immer wieder erlebe ich auch in außerkirchlichen Zusammenhängen, z.B. als Papa auf dem Fußballplatz, von dem man natürlich um die Nähe zur Kirche weiß, dass Kirche und Glauben plötzlich auch dort Thema werden, wo man es nicht vermutet. Die Kinder erzählen zwischen den Spielpausen von den Projekttagen, den Gruppenstunden, den Aktionen, die Eltern vom meditativen Angebot, von der Möglichkeit, etwas ansprechen zu dürfen, wofür sonst kein Raum ist, von einer neuen Erfahrung von Kirche. Es ist eine Hochzeit kirchlichen Engagements vieler Eltern und Kinder, die in sehr differenzierten Lebens- und Glaubenszusammenhängen stehen. Sie sind nicht immer damit einverstanden, dass man für das Fest etwas „tun“ muss. Dem aber, was geschieht, stehen sie offen und positiv gegenüber. Unerfreulicher fällt da oft das Resümee der Verantwortlichen in der Gemeinde aus: „Die Kinder sollen halt danach wieder regelmäßig in die Kirche gehen!“ Hört man sich unter ehrenamtlichen Katechetinnen und Katecheten um, so steht dieser Wunsch mitunter an erster Stelle der Kriterien erfolgreicher Erstkommunionkatechese.
Zwei Realitäten, zwei Perspektiven, die eng mit der Frage zusammenhängen, was Eucharistiekatechese unter den heutigen Bedingungen leisten kann oder muss. Von daher soll im folgenden Beitrag, der aufgrund der Kürze des vorgegebenen Rahmens Optionen einer zukunftsfähigen Eucharistievorbereitung nur skizzieren kann, vor der eigentlichen Kernfrage zunächst ein Blick auf die derzeitigen Herausforderungen geworfen werden, bevor nach der Beleuchtung möglicher Ziele auch näher auf die Beteiligten am Katechese-Prozess und eine mögliche zukunftsfähige Umsetzung geblickt werden kann.
Gesellschaftliche Realitäten und kirchliche Strukturen
Blickt man auf die derzeitigen Herausforderungen an eine Eucharistiekatechese, so gilt es zwei Realitäten in den Blick zu nehmen. Zum einen die sich wandelnden kirchlichen Strukturen und zum anderen die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen und Realitäten, unter denen Katechese heute stattfindet. Zu nennen sind hier zum ersten der demographische Wandel und die größer werdenden territorialen Gemeindegebiete, die die Frage aufwerfen, ob jahrgangsweise Erstkommunionkatechese noch möglich und sinnvoll ist oder ob nicht neue Formen wie etwa intergenerationelle Angebote die Erstkommunionvorbereitung im klassischen Sinne ergänzen müssten. Eng zusammen hängt damit die Frage, welche Rolle der Gemeinde als Trägerin von Katechese im Prozess der Vorbereitung zukommt – auch deshalb, weil Eltern heutzutage nicht mehr selbstverständlich als erste Katecheten ihrer Kinder bezeichnet werden können. Dennoch oder gerade umso mehr sind sie in eine Eucharistiekatechese mit einzubeziehen. Es muss Formen und Möglichkeiten geben, sie zu Wort kommen zu lassen und auch Ihnen die Möglichkeit zu geben, anschlussfähig im Glauben und an ihre Kinder zu sein. Wie wichtig dies im übrigen ebenso wie die Vorbereitung in der Gleichaltrigengruppe für die Nachhaltigkeit von Erstkommunionkatechese ist, haben Studien jüngst noch einmal bestätigt. Herausforderungen im Symbolverständnis und kirchlicher Sozialisation bei den Eltern seien nur am Rande erwähnt, stellen aber gerade ehrenamtliche Katechetinnen und Katecheten vor große Herausforderungen. Die Frage nach den zeitlichen Ressourcen ist eine zusätzliche und sie ist wichtig, aber sie ist m. E. nicht die wesentlichste. Angesichts der genannten Herausforderungen stellt sich die Frage, ob die Zukunft der Erstkommunionvorbereitung nicht weniger in einer erstmaligen Vorbereitung der Kinder auf die Kommunion, sondern in einer Katechese liegt, die Wesentliches für das Eucharistieverständnis und -erleben der Menschen, die es wollen, eröffnet und vertieft, jeweils aktualisiert und in das globale Feiern der Kirche zu stellen versucht – für Eltern, Kinder und Gemeinde. Dann gehen die methodischen Ansätze auch über die Frage hinaus, ob projekthaft oder gruppenbasiert Katechese umgesetzt wird. Doch was bringt eine so verstandene Erstkommunionkatechese dann, wenn man sie so bezeichnen will? Was kann sie zunächst mit Blick auf Eltern und Kinder leisten?
Religiöse Bildung und Vertiefung als Zielperspektive
Ein Lehrplan im Sinne einer Voraussetzung zur Zulassung zur Erstkommunion oder gar einer Wissenstestung existiert im Bereich der Katechese nicht. Und das ist gut so, denn religiöses Wissen muss sich stets mit dem konkreten Leben und der konkreten Gottesbeziehung bzw. Religiosität verbinden und diese muss gelebt, nicht nur gewusst werden. Um nicht falsch verstanden zu werden: Natürlich benötigt Katechese Inhalte, doch um Glauben zu leben und zu verstehen, bedarf es mehr. Es bedarf der Einübung, Vorbilder, einer Einführung in das Leben der Kirche, der Förderung biblischer und liturgischer Kompetenzen sowie von Gebetskompetenzen und nicht zuletzt das Nahebringen christlicher Wertvorstellungen, um aus diesen Kompetenzen heraus christliches Leben zu gestalten. Nicht unter Zwang, sondern in einer Haltung des wertschätzenden Miteinanders. Denn wie sehr Emotionen Einfluss auf die künftige Offenheit für Angebote nehmen, ist hinlänglich bekannt.
All dies in der Eucharistiekatechese selbstverständlich unter der Perspektive der communio und der Bedeutung von Eucharistie. Ganz allgemein könnte man in der Vorbereitung von Kindern und Eltern von der Förderung von und Offenheit für Religiosität sprechen. Zu wenig für eine Hinführung auf das Sakrament der Sakramente? Die genannten und lediglich verkürzt dargestellen Ziele mögen den einen oder anderen nicht gänzlich zufriedenstellen, doch sind sie adressatengerecht und entsprechen durchaus der Einführung in die christliche Gemeinschaft im Sinne eines katechumenalen Prozesses, der auch mit dem Empfang der Eucharistie – bei kirchlich Sozialisierten wie Fernstehenden – nicht abgeschlossen ist, sondern aufgrund der unaufgebbaren Verbindung von Leben und Glauben einer lebenslangen Entwicklung bedarf. In diesem Sinne kann religiöse Bildung bei den einen eine Vertiefung und eine Anfrage bei den anderen bedeuten.
Dieser Realität muss sich Kirche stellen, nimmt sie die Lebensund Glaubenswelten heute ernst. Zugleich bewahrt die Wahrnehmung dieser Realität vor Frustration. Dass diese Ziele gepaart mit weiteren kirchlichen Angeboten in Schule und Gemeinde durchaus nach Jahren positiv Wirkung zeigen, haben jüngst die Mainzer Religionspädagogen Stefan Altmeyer und Dieter Herrmann in einer weiteren Studie bestätigt.
Player und Konsequenzen
„Träger der Katechese ist die ganze christliche Gemeinde“. Dieses Axiom der Würzburger Synode zeigt, dass Erstkommunionvorbereitung nichts ist, was in der Gemeinde zu „veranstalten“ ist. Gemeinde in ihrer ganzen Fülle, Eltern und Kinder gehen diesen Weg gemeinsam. Erstkommunion ist ein Hineinwachsen in die sonntägliche Eucharistiegemeinschaft, das nicht unter dem Motto stehen kann und darf „O Gott, heute ist Erstkom munion, da bleibe ich lieber einmal zu Hause.“ Zudem wird dies den Kindern, die dieses Fest feiern nicht gerecht. Es ist ein Fest der ganzen Gemeinde, das freilich eines Zusammenwachsens bedarf. Als katechumenaler Prozess ist die Vorbereitung auf die Feier der Erstkommunion wesentlich Aufgabe der Gemeinde, die diese nicht unberührt lassen darf. So bieten sich etwa Stufengottesdienste – zur Feier der Tauferinnerung, der Vaterunser-Übergabe und zur Übergabe des Glaubensbekenntnisses oder (Gebets-)Patenschaften an, um Kinder, Familien und Gemeinde einander vertraut und verantwortlich zu machen. Intergenerationelle Angebote für die Familien von Erstkommunionkindern gemeinsam mit der Gemeinde lassen voneinander und miteinander lernen: jung von alt, kirchennah von kirchenfern, die ganze Gemeinde voneinander – ein Konzept, das unter dem Namen Whole-community-catechesis in den USA seit vielen Jahren erprobt und durchgeführt wird. Willkommen zu sein in einer Gemeinde ist ein wesentlicher Schlüssel zu erleben, dass es eine Gemeinde ernst meint mit der Gemeinschaft, die sie jeden Sonntag in der Eucharistie feiert. So kann sich Erstkommunionkatechese für die ganze Gemeinde zur Eucharistiekatechese entwickeln. Gemeinsam voneinander und miteinander lernen, Ängste und Vorurteile abbauen, Glaubensund Gemeinschaftserfahrungen machen: das eröffnet Raum und Bereitschaft für religiöses Lernen. Neben den intergenerationellen Angeboten freilich müssen die Kinder Raum und Zeit bekommen, ihre Fragen zu stellen und gemeinsam mit ihresgleichen communio zu erfahren. Dies kann über erlebnispädagogische Angebote geschehen oder auch in Form der klassischen Einheiten, die zumeist von Ehrenamtlichen begleitet werden. Eine Aufgabe, die zusehends herausfordernder wird.
Katechese muss gewollt, Ehrenamtliche begleitet und qualifiziert werden
In diesem Jahr bin ich selbst Erstkommunionpapa oder Kovati, wie es so schön heißt. Dabei spüre ich, wie wichtig es ist, dass das Engagement der Ehrenamtlichen gewollt und gefördert wird. Die Herausforderung besteht dabei nicht nur darin, gute Konzepte anzubieten, die die Ehrenamtlichen „durchführen“, sondern auch in deren Betreuung. Von den Ehrenamtlichen wird eine hohe Flexibiltät erwartet, die mehr und mehr nicht nur zeitlich, sondern auch pädagogisch-methodisch zu denken ist. Differenzierung ist hier das Stichwort: Eine Gruppe von sechs Fußball spielenden Jungen, wie ich sie genießen darf, ist etwas anderes als eine gemischte Gruppe oder eine Gruppe Mädchen und erfordert andere Methoden. Dies ist ein hoher Anspruch und sicherlich nicht ohne Weiteres durchführbar, zeigt aber: Katechese benötigt Zeit, Differenzierung und stellt diejenigen, um die es geht, in den Mittelpunkt, wenn etwas „hängenbleiben“ soll. Auf die Frage, was nehmt ihr denn aus der heutigen Stunde mit, darf die Antwort durchaus lauten: „Dass Fußball und Erstkommunion etwas gemeinsam haben.“ Vielleicht ist es hierfür nötig, Strukturen aufzubrechen, ein Kompetenzteam aus erfahrenen Ehrenamtlichen (vielleicht mit Pädagogen, Eltern) und Hauptamtlichen aufzubauen – pfarreienund gemeindeübergreifende Kompetenzteams, die als Ansprechpartner fungieren. In so vielen Bereichen ist es uns ein Anliegen, uns professionell aufzustellen, warum also nicht auch dort, wo es um die Erschließung des Wesentlichen unseres Glaubens geht?
Stundenoder Projektorientiert? – Differenziert!
Die Frage nach einer zukunftsfähigen Erstkommunionkatechese kann nicht einfach pauschal oder mit einem fertigen Methodenkoffer beantwortet werden – auch wenn das vielleicht manche wünschten. Sie muss differenziert nach Teilnehmern und den Möglichkeiten vor Ort beantwortet werden. Eucharistiekatechese muss lebensnah bleiben, realistisch in den Zielen und darf die Gemeinde nicht als separaten nebenstehenden Faktor sehen, denn nur gemeinsam kann Beziehung wachsen, die beiderseitiges religiöses Lernen und Reifen zulässt. Die Frage, wie Sakramentenkatechese auch weiterhin gelingen kann, wird weniger anhand der Frage entschieden werden, wie weiterhin möglichst viele Menschen wieder in bewährte Strukturen und Modelle „gelenkt“ werden können, sondern darüber, wie es gelingen kann, den Wert der Eucharistie und der kirchlichen Gemeinschaft als nutzund heilbringend für das eigene Leben zu erfahren – auch für diejenigen, die sich schwertun. Nicht als Rekrutierung, sondern als Angebot für das eigene Leben und zwar das je eigene mit seinen Höhen und Tiefen, Ganzheiten und Brüchen und mit all dem, was der Einzelne mitbringt. So können als Leitlinie des „Wie“ katechetischer Prozesse auch in der Eucharistiekateche se die Standards des Bischofspapiers „Katechese in veränderter Zeit“ gelten: Katechese soll situationsund erfahrungsbezogen, evangeliumsgemäß, prozesshaft begleitend, positiv und verbindlich, partizipatorisch, personal und authentisch erfolgen.