Mit einem verschmitzten Lächeln um die Mundwinkel arbeitete er unermüdlich – mit nur einer Hand – an immer wieder neuen Heiligengestalten auf Medaillons, Emailleplatten, Altären und Ambonen.
In Berlin 1920 geboren – der Berliner Dialekt blieb ihm ein Leben lang treu – trat er mit 14 Jahren als Klosterschüler in die Abtei Münsterschwarzach ein. Hier erhielt er den Namen Egino. Sein Taufname war Franz Stanislaus Günter gewesen. Dies könnte auf seine polnische Herkunft – und auf seine tiefe Glaubensverankerung – verweisen.
Nach der Absolvierung einer kaufmännischen Lehre wurde er als Restaurator, Kirchenmaler und Bildhauer ausgebildet. Die Gesellenprüfung als Goldund Silberschmied legte er 1941 mit Auszeichnung ab. Im Krieg dann die Meisterprüfung. Während der nationalsozialistischen Schreckensherrschaft wurde er nicht nur wegen Verweigerung des Hitlergrußes verhaftet, sondern im Krieg wegen Wehrkraftzersetzung zum Tode verurteilt. Zum Glück entging er knapp der Vollstreckung des Urteils und kam nach Kriegsen de wieder in das Benediktinerkloster Münsterschwarzach. Im selben Jahr 1945 verlor er in seinem Elternhaus durch eine getarnte Sprengfalle seine rechte Hand.
Trotz dieser Behinderung schickte ihn der Abt an die Kölner Werkschule, die einen äußerst guten Ruf hatte. Hier lernte er bei bedeutenden Künstlern wie Elisabeth Treskow, Josef Haekel und Friedrich Vordemberge. Wegen der zahlreichen Aktzeichnungen und seiner eher abstrakten Auffassung von Heiligendarstellungen, die den Mitbrüdern nicht gefielen, wurde er aus dem Kloster ausgeschlossen. Dies hat ihn zeitlebens belastet.
1951 gründete er zunächst sein erstes Atelier in Bonn, wo er auch seine Frau Anneliese heiratete, die ihm vier Kinder schenkte. Einige Jahre später eröffnete er in Köln seine noch heute bestehende Werkstatt mit Ladengeschäft. Seine innere Antriebskraft war sein unerschütterlicher Glaube. Er beschäftigte sich intensiv mit dem Leben der Heiligen, die er darstellte. So konnte es vorkommen, dass er nach Rückkehr aus seiner zweiten spanischen Werkstatt in Dénia sagte: „Ich habe wieder hundert Heilige neu kennengelernt.“ Seine unweigerlich gut erkennbare Handschrift, die ihn unverwechselbar machte, gewann weltweite Ausstrahlung. Es gibt wohl kaum ein Land, in dem nicht ein Tabernakel, Taufoder Weihwasserbecken, Kreuze und Kreuzwege, Heiligenfiguren oder Kelche und Leuchter aus seiner Werkstatt zu finden sind. Selbst Päpste wie Johannes XXIII. und Johannes Paul II. wurden auf ihn aufmerksam. Schon vorher hatte Papst Paul VI. Werke von ihm in die vatikanische Kunstsammlung zeitgenössischer Kunst aufgenommen.
Nach dem Tode seiner ersten Frau Anneliese heiratete er 1985 Waltraud Foerster, die auch heute noch sein künstlerisches Erbe akribisch und mit Sachverstand verwaltet. Dabei geht es nicht in erster Linie um kommerziellen Erfolg, den er aufgrund seiner Bekanntheit und Anerkennung gefunden hatte, sondern um die Glaubensinhalte, die durch seine Kunst eine verständliche Prägung gefunden haben.
So war es Egino Weinert ein großes Anliegen, dass er unbekannten Heiligen, und da besonders den wenig präsenten heiligen Eheleuten, Ausdruck und Gesicht verlieh. Seine zahlreichen Heiligenkalender dienten vor allem der Glaubensweitergabe. Sein künstlerisches Credo lässt sich nur aus seinem tiefen – ich möchte im positiven Sinne sagen: kindlichen – Glauben verstehen. Egino Weinert blieb ein Leben lang ein Glaubenszeuge, der im künstlerischen Bereich seine Möglichkeiten der Evangelisierung ausschöpfte.
Sein Keltertreter, eine Emaillearbeit des die Kelter tretenden Herrn Jesus, hängt neben meinem Bett. Im hohen Alter von 92 Jahren ist dieser Mönch gebliebene Künstler gestorben. Sein Vermächtnis bleibt uneingeschränkt.