Standing Firm in the Storm, so lautete der Slogan eines theologisch- spirituellen Ermutigungs- und Ertüchtigungsprogramms, das vor einiger Zeit in einer amerikanischen Pfarrei den dortigen Firmbewerbern anempfohlen wurde: festen Stand bewahren in den Stürmen des Lebens! Das scheint auch hierzulande notwendig zu sein, wenn man erlebt, wie derzeit die Grundfeste gesellschaftlichen Zusammenlebens erschüttert, Glaubensgewissheiten hinweggefegt und moralische Selbstverständlichkeiten über Bord geworfen werden. Kirche und Glaubensevents sind momentan nicht gerade die coolsten Veranstaltungen und überzeugendsten Testimonials, die bei Teens und Twens derzeit im Kurs stehen – und nicht nur bei ihnen. „Wie sollen sie von unserem Glauben überzeugt werden? Durch Wunderzeichen? Wunder geschehen nicht mehr. Durch unser Verhalten? Das aber ist schlecht. Durch Liebe? Keine Spur davon zu sehen.“ (Johannes Chrysostomos) – Eine ziemlich resignative, depressive Zustandsbeschreibung kirchlicher Verhältnisse – allerdings schon vor rd.1600 Jahren, zur Zeit des heiligen Chrysostomos, der von den eigenen Glaubensbrüdern verraten und von den staatlichen Autoritäten in den Tod getrieben wurde.
Aber man kann auch heute den Eindruck gewinnen, dass Kirche und Christgläubige viel von ihrer Glaubwürdigkeit eingebüßt haben und ihre Repräsentanten nicht gerade zu den Sympathieträgern unseres Landes gehören. Wenn darüber zu reden ist, wie Jugendliche im Firmalter im Glauben stark gemacht werden sollen, um den Stürmen des Lebens zu trotzen, dann stellt sich auch elementar die Frage, in welches kirchlich geprägte Milieu sie denn hineinwachsen sollen. Erfahren sie in der kirchlichen Gemeinschaft wirklich das Zeugnis einer christlichen „Willkommenskultur“, und sind unsere Gemeinden so attraktiv, dass Jugendliche an uns „Alteingesessenen“ den Mehrwert christlichen Glaubens und Lebens ausmachen können? Gegen verfestigte Gemeindestrukturen können auch positive Signale, wie zuletzt von der römischen Jugendsynode, wenig ausrichten.
Denn wir leben kulturgeschichtlich und gesellschaftspolitisch, auch in kirchlicher Hinsicht, in stürmischen Zeiten, in denen eine Generation heranwächst, die nach überzeugenden Antworten auf die Grundfragen menschlichen Lebens und Zusammenlebens fragt – und die doch zugleich auch befangen ist in der Erfahrung eigener Unsicherheiten und Unzulänglichkeiten. Da ist es schwer, aus eigener Kraft dem Ideal und den Ansprüchen eines gelingenden Lebens zu entsprechen, wenn es an glaubens- und lebensstilprägenden Vorbildern – in Familie, Schule, Gemeinde – mangelt. Mit gut gemeinten Appellen allein – Standing Firm in the Storm! – ist es jedenfalls nicht getan. Dazu braucht es vielmehr Verbündete: Firmpaten, lebenserprobt und geistlich verwurzelt, die die innere Freiheit und menschliche Weite haben, andere an ihrer eigenen Lebenserfahrung und Glaubenspraxis teilhaben zu lassen – und die es auch ertragen können, wenn junge Menschen sich daran reiben und ihre eigenen Wege gehen. Gut, wenn es dann jemanden gibt, der einem gleichwohl den Rücken stärkt und einem vertrauensvoll die Hand auf die Schulter legt. Und vielleicht sollten auch wir, möglicherweise schon vor langer Zeit gefirmt, uns gelegentlich aufs Neue sagen lassen: „Sei besiegelt durch die Gabe Gottes, den Heiligen Geist.“