Mit Jugendlichen dem Leben auf der SpurMenschen Leben Träume

Die Realität einer Firmvorbereitung sieht heute von Pfarrei zu Pfarrei, von Pfarrverband zu Pfarrverband unterschiedlich aus und berücksichtigt Erfahrungen, Traditionen und regionale Gegebenheiten. Der Firmkurs „Menschen-Leben- Träume“ versteht sich als ein flexibles Angebot. Je nach der Situation und dem Firm-Vorbereitungskonzept vor Ort können die Wegstrecken miteinander kombiniert werden.

Seit vielen Jahren bewahrt hat sich der Firmkurs „Menschen- Leben-Träume“, der in zahlreichen Pfarreien im deutschsprachigen Raum bei der Vorbereitung von inzwischen vermutlich vielen hunderttausend Jugendlichen eingesetzt worden ist. Als der Firmkurs „Menschen-Leben- Träume“ erstmals erschien, wurde im Vorwort das Ziel einer jugendgemäßen Firmvorbereitung treffend beschrieben. Es gehe darum, sich „gemeinsam auf den Weg des Glaubens zu machen. So wie Abraham, der den Ruf Gottes vernahm: Zieh weg in das Land, das ich dir zeigen werde.“ Nach diesem Aufbruch zur Firmung wurden Jugendliche und Katecheten gleichermaßen feststellen, dass ihr Glaube gewachsen und ihr Leben reicher geworden sei. Dieses Bekenntnis zum Aufbruch der Jugend greift Papst Franziskus inhaltlich auf, wenn er in seinem Brief an die Jugendlichen im Vorfeld der Jugendsynode 2018 mit ähnlichen Worten schreibt: „,Zieh weg aus deinem Land, von deiner Verwandtschaft und aus deinem Vaterhaus in das Land, das ich dir zeigen werde!‘ (Gen 12,1). Diese Worte sind heute auch an Euch gerichtet: Es sind Worte eines Vaters, der Euch einlädt, ,hinauszugehen‘, um Euch einer unbekannten Zukunft entgegenzuwerfen, die aber Träger sicherer Verwirklichungen ist und auf die hin Er selbst Euch begleiten wird. Ich lade Euch ein, auf die Stimme Gottes zu hören, die durch das Wehen des Heiligen Geistes in Euren Herzen wiederhallt.“ Bis heute ist die Firmvorbereitung als eine Einladung an die Jugendlichen zu verstehen, sich selbst und die eigene Welt besser kennenzulernen und dabei zugleich gemeinsam mit anderen Jugendlichen den Aufbruch in das Land des Glaubens zu wagen.
Der Firmkurs „Menschen- Leben-Träume“ bietet zahlreiche Wegstrecken an, um Jugendliche auf diesem Aufbruch zu begleiten. Die Wegstrecken thematisieren Fragen der Identitätsbildung junger Menschen, laden zur Auseinandersetzung mit der Gottesfrage ein, regen zu Ge sprachen über Jesus Christus an, thematisieren pneumatologische Fragen, ermöglichen jugendgemäß gestaltete Zugange zu ekklesiologischen Auseinandersetzungen und begleiten die Jugendlichen in ihrer Auseinandersetzung mit dem Sakrament der Firmung. Ziel der Wegstrecken ist es, die Jugendlichen untereinander ins Gespräch zu bringen und sie anzuregen, sich über ihr Leben und ihren Glauben auszutauschen. Die Jugendlichen sollen Glaubensspuren in ihrem eigenen Leben entdecken und ihnen nachgehen, um so in einem mystagogischen Prozess zu erleben, dass ihr (manchmal vielleicht kleiner, oft aber auch großer) Glaube ein Teil des Glaubensschatzes der Kirche ist. Im Austausch über die eigenen Erfahrungen sollen die Jugendlichen sprachfähig im Glauben werden und lernen, den Glauben in eigenen Worten, Empfindungen und Handlungen neu zur Sprache zu bringen.
Alle Wegstrecken können zum einen im Rahmen eines Vorbereitungstreffens eingesetzt werden. Sie sind in der Regel so strukturiert, dass nach einer Einführungsphase eine thematische Phase folgt, in der die Jugendlichen das jeweilige Thema reflektieren oder aber einen anderen Zugang zum Thema der Einheit finden.
Bewusst ist der Firmkurs „Menschen- Leben-Träume“ praxisorientiert konzipiert worden und vermeidet allzu viel „theoretischen Ballast“. Doch ist der Kurs selbst inzwischen zum Gegenstand umfangreicher wissenschaftlicher Reflexionen geworden. Zuletzt schrieb beispielsweise der Religionspädagoge Jürgen Kroth in seiner Habilitationsschrift zur Sakramentenpastoral mit Blick auch auf den Firmkurs „Menschen- Leben-Träume“: „Jugendliche werden mit ihren eigenen Themen ernst genommen, indem versucht wird, ihre biographischen Themen aufzugreifen […]. Insofern kann diesen Materialien am ehesten zugestanden werden, sie versuchten Leben und Glauben in ein wechselseitiges Verhältnis zu bringen und damit das zu erfüllen, was unter einer Korrelationsdidaktik in den religionspadägogischen Diskurs eingewandert ist.“
Tatsachlich prägt diese Korrelationsdidaktik den Firmkurs „Menschen-Leben-Träume“. Wenn Katecheten sich auf diese Korrelationsdidaktik einlassen, bahnen sie den Jugendlichen neue Wege – unterwegs zur Firmung. Der Firmkurs „Menschen-Leben-Träume“ setzt hier an und präsentiert einen katechetischen Ansatz, der an die Lebenswirklichkeit junger Menschen zu Beginn des dritten Jahrtausends anknüpft, ihre Fragen zu Gott und der Welt aufgreift und sie untereinander ins Gespräch bringt.

Soziale Medien als Wegweiser

In der nun vorliegenden überarbeiteten Neuauflage von „Menschen- Leben-Träume“ werden – und dies ist neu – neben klassischen und innovativen Formen der Gruppenarbeit insbesondere auch die sozialen Medien berücksichtigt, die den Lebensalltag junger Menschen heute prägen. Dadurch erhalt der Firmkurs für Jugendliche, die sich auf die Firmung vorbereiten, ein attraktives, frisches Gesicht. Und sie erleben eine Kirche, die bei ihnen ankommt: Weil sie sich tatsachlich auf die Lebenswirklichkeit einlässt, die junge Menschen heute prägt: Jugendliche sind heute über die verschiedensten sozialen Medien miteinander vernetzt. Für sie sind die sozialen Netzwerke ein Lebensraum, in dem sie sich alltäglich bewegen und der ihre Persönlichkeit prägt. Rund 90 Prozent aller Jugendlichen zwischen 16 und 17 Jahren sind (fast) täglich in einer Online-Community unterwegs, so das Ergebnis der groß angelegten JIM-Studie über das Mediennutzungsverhalten von Jugendlichen. Auf ihr eigenes Medienverhalten angesprochen geben Jugendliche in dieser Altersgruppe an, täglich durchschnittlich drei Stunden online zu sein (mit dem Smartphone sind Jugendliche dabei in vielen Fällen rund um die Uhr online erreichbar). Diese Zahlen zeigen auf, wie wichtig es ist, im Rahmen einer Firmvorbereitung die sozialen Medien zu berücksichtigen, die sowohl das Kommunikationsverhalten als auch die Identität der Jugendlichen wesentlich prägen.
Angesichts der Vielzahl von sozialen Kanälen bzw. digitalen Treffpunkten zeigt sich, dass die Vorlieben junger Menschen mit Blick auf die von ihnen favorisierten sozialen Medien (u. a. auch zeitlichen) Schwankungen unterliegen. Wichtig ist es daher, zu Beginn des Firmkurses herauszufinden, welche soziale Medien die Jugendlichen aktuell favorisieren, und in der Gruppe abzustimmen, über welche sozialen Medien die Jugendlichen tatsachlich untereinander kommunizieren (und für die Katecheten erreichbar sein) wollen: Sinnvoll kann es sein, eine WhatsApp-Gruppe einzurichten. Eventuell sind bei den Jugendlichen aber auch ganz andere soziale Kanäle bzw. Online-Treffpunkte angesagt und müssen deshalb im Rahmen der Firmvorbereitung berücksichtigt werden.
Wenn die Frage gemeinsamer Online-Kommunikation mit den Jugendlichen bereits zu Beginn des Firmkurses thematisiert und diskutiert wird, so handelt es sich dabei nicht nur um eine organisatorischtechnische Absprache bzw. Klärung, sondern zugleich auch um ein Bekenntnis, dass man auf die Kurzformel bringen konnte: Im Rahmen der Firmvorbereitung kommt ihr in eurer digital geprägten Welt durchaus vor – sie ist akzeptiert: Eure Welt hat im Rahmen der anstehenden Firmvorbereitung ihren Platz. Dies wird von jungen Menschen als eine wertschätzende Gegenbotschaft zum klassischen „Jetzt macht erst mal alle eure Handys aus“ verstanden, die von jugendlichen Ohren nicht nur als eine „technische Ansage“, sondern zugleich auch als eine Ablehnung ihrer von den digitalen Medien geprägten Lebenskultur (und damit auch ihrer eigenen Person) gehört wird.

Rolle der Katecheten ändert sich

Eine Erfahrung wird in vielen Katechetengruppen gemacht werden: Es wird Katecheten geben, die in der Welt der digitalen Medien bereits angekommen sind und diese virtuos für sich nutzen. Andere Katecheten werden erste Gehversuche in den sozialen Medien unternehmen. Und einige Katecheten werde bislang noch nicht den Schritt in die junge digitale Welt der Kommunikation gewagt haben. Die Neuauflage des Firmkurses „Menschen-Leben- Träume“ ist eine Ermutigung für alle Katecheten, sich im Rahmen der Firmvorbereitung auf die von digitalen Medien geprägte Lebenswelt junger Menschen einzulassen und dabei dann miteinander Gehversuche auch auf unbekanntem Terrain zu wagen. Vielleicht wird der eine oder die andere Katechet/in dabei einen Wegbegleiter brauchen. Dies stellt gar kein Defizit, sondern eine große Chance dar. Denn gerade die Jugendlichen waren hervorragende Wegbegleiter. Wenn sie erleben können, dass hier ihre Expertise gefragt wird, erleben sie, dass ihre Lebenskultur tatsächlich wertgeschätzt wird: dass sie mit ihren Starken und Kenntnissen erwünscht sind und punktuell angefragt immer wieder zum Co-Kreator eines kreativen Firmprozesses werden, bei dem die Jugendlichen nicht Objekt einer „katechetischen Unterweisung“, sondern Partner eines für alle spannenden katechetischen Prozesses werden.
Für Katecheten bedeutet dies, dass sie in diesem Firmkurs vielleicht Methoden, Medien und Internet- Angebote kennenlernen, die ihnen bislang unbekannt waren: Sie reichen von Blogs über Facebook, Flashmob, Flickr, GeoCaching, Instagram, Pinterest, Prezi, Skype, Spotify, tagboard, Timecave, Twitter, vimeo, Vine bis hin zu YouTube. Um nicht die Orientierung im Dschungel der Online-Kommunikation zu verlieren, führt ein Glossar im Firmkurs „Menschen-Leben-Träume“ die Katechetinnen und Katecheten in die Welt der sozialen Medien ein.
Es geht bei dem Konzept von „Menschen-Leben-Träume“ aber nicht nur darum, dem Katecheten Wissen über die sozialen Medien zu vermitteln, das ihm (noch) fremd ist. Es geht auch darum, durch den Einsatz sozialer Medien das Verhältnis zwischen den Jugendlichen und Katecheten zu verändern. Katecheten sind eben nicht diejenigen, die Wissen zur Verfügung stellen oder vermitteln, sondern sie werden zum Moderator eines intensiven und oft auch spannenden Glaubensprozesses, der bei den Jugendlichen ansetzt. Solch ein Konzept macht Ernst mit dem, was in der Firmung letztlich gefeiert wird: Es vertraut darauf, dass der Katechet niemals der Macher des Glaubens ist, sondern dass der Heilige Geist in den Jugendlichen wirkt. Dieses Wirken des Geistes (und nichts anderes) steht im Zentrum der Firmvorbereitung, und letztlich sind alle Wegstrecken darauf ausgerichtet, dass die Jugendlichen für die Erfahrung des Heiligen Geistes in ihrem Leben sensibilisiert werden.
Darüber hinaus werden viele Katecheten den von ihnen begleiteten Prozess der Firmvorbereitung selbst als eine intensive Erfahrung erleben. Die Auseinandersetzungen der Jugendlichen werden sie selbst anregen, über den eigenen Glauben und das eigene Leben nachzudenken. Umso wichtiger ist es, dass Katecheten gut begleitet werden. Ein solcher Coaching-Prozess, der auf Pfarrei- oder Seelsorgeverbands- Ebene abgesichert sein muss, sollte regelmäßige Treffen aller Katecheten beinhalten, bei denen nicht nur methodische bzw. praktische Fragen der Firmvorbereitung thematisiert werden. Mindestens genauso wichtig ist es, dass Katecheten so begleitet werden (bzw. sich im Austausch untereinander so gegenseitig begleiten), dass sie einen Ort für ihre eigenen Glaubens- und Lebensfragen finden.

Firmkatchese als performatives Geschehen

Methodisch betritt die Neuauflage des Firmkurses „Menschen-Leben- Träume“ aber nicht nur durch die Verknüpfung mit der Online- Welt Neuland. Ebenso wichtig ist, dass zahlreiche Wegstrecken nicht ausschließlich kognitiv ausgerichtet sind, sondern Firmkatechese als ein performatives Geschehen ermöglichen. Es geht primär nicht darum, Jugendlichen ein rudimentäres Glaubenswissen zu vermitteln, sondern für Jugendliche erfahrbar zu machen, was Glauben heißt und inwiefern der christliche Glaube das Leben junger Menschen bereichert. Um diese Erfahrung zu vermitteln, wurde bei zahlreichen Wegstrecken ein Paradigmenwechsel vorgenommen: weg von diskursiv angelegten hin zu performativen Einheiten, die den Jugendlichen tatsachlich eine Glaubenserfahrung ermöglichen.

Die Module des Firmkurses

Die Materialien zum Firmkurs „Menschen-Leben-Träume“ umfassen ein Werkbuch für die Katecheten, ein Begleitbuch für die Jugendlichen, ein Buch mit Liturgieentwürfen und ein Kartenset mit Texten, die zum Weiterdenken anregen.
Das Werkbuch für die Katecheten bietet eine Baustein- und Materialsammlung, die sich an den Hauptthemen des Glaubensbekenntnisses und an der Identitätsentwicklung Jugendlicher orientiert. Die flexibel einsetzbaren Kursmodule regen zu einer persönlichen Auseinandersetzung mit dem Glauben an. Die Jugendlichen werden ermutigt, von ihrem Glauben zu erzählen. Sie werden ernst genommen in ihrem Suchen und Probieren, mit ihren eigenen Erfahrungen und deren Deutung aus der Perspektive des Glaubens – oder des Fragens.
Das Jugendbuch zur Firmung begleitet die Jugendlichen Schritt um Schritt auf ihrem Weg zur Firmung. Impulstexte und Bilder in sieben Kapiteln regen die Jugendlichen an, über sich selbst nachzudenken, über ihr Verhältnis zu anderen und zu Gott. QR-Codes laden in jedem Kapitel dazu ein, sich Videos zum Thema im Internet anzuschauen.
Ein Buch mit Liturgieentwürfen präsentiert außergewöhnliche Gottesdienste, die Jugendliche ansprechen und ihnen einen Weg hin zur Meditation und Feier christlicher Liturgien bahnen.
Das Kartenset im Layout des Firmkurses kann in der Vorbereitung auf die Firmung eingesetzt werden – die Karten laden aber auch zum Weiterdenken ein. Die Karten helfen Jugendlichen, selbst in Worte zu fassen, was sie in ihrem Innersten bewegt.

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