Geistlicher Missbrauch ist erst in jüngerer Zeit stärker in den Fokus kirchlicher wie wissenschaftlicher Untersuchung gerückt. Entscheidend waren auch hier die Berichte von Betroffenen, die von missbräuchlichen Praktiken im Kontext von Seelsorge, aber auch innerhalb von Geistlichen Gemeinschaften oder Orden berichteten. Die bisherigen Forschungen zu geistlich-spirituellem Missbrauch haben deutlich gemacht, dass dieser als eine Form religiös-theologisch legitimierter und spirituell verbrämter Übergriffigkeit und Gewalt zu betrachten ist, die – bei aller Verflochtenheit mit sexuellem Missbrauch – auch als eine eigenständige Form von Missbrauch wahrzunehmen ist.
Von Judith Könemann