Vielfalt in der Gestaltung und Teilhabemöglichkeit
Heute gibt es die Möglichkeit, dass sich jede:r in der Kirchenmusik durch ihre Variabilität und vielfältigen Gestaltungsmöglichkeiten wiederfinden kann.
So gibt es unterschiedliche Arten des Gesangs und der musikalischen Gestaltung. Neben dem klassischen Gemeindegesang und dem Singen in einem Chor gibt es auch traditionelle Gruppen wie beispielsweise eine Schola, die ältere lateinische Choralgesänge vorträgt. Auch moderne Formen der Mitgestaltung wie Bands, Instrumentalisten usw. haben Einzug in die Kirchenmusik gefunden.
Dabei gibt es viele verschiedene Instrumente, die zum Einsatz kommen können. Genau genommen gibt es keine Einschränkung bei der Auswahl der Instrumente. Dadurch entsteht grundsätzlich und in Kombination mit den verschiedenen Gestaltungsmöglichkeiten auch eine größere Partizipationsmöglichkeit, da sich Gemeindemitglieder sowohl mit ihrem Gesang als auch mit anderen musikalischen Talenten einbringen können. Dennoch ist die Orgel weiterhin das klassische und zentrale Instrument in der Kirche. Viele Kirchen zeichnen sich gerade auch durch ihre prachtvollen Orgeln aus. Normalerweise unterscheiden sich Orgeln in Klang, Größe etc. und werden dadurch meist zu einzigartigen Musikinstrumenten. In vielen größeren Kirchen wie einem Dom befinden sich sogar mehrere Orgeln.
Mittlerweile gibt es auch bei der Musikauswahl eine große Bandbreite. Früher, d.h. vor der Liturgiereform durch das Zweite Vatikanische Konzil in den 1960er Jahren, wurden Lieder im Gottesdienst nur auf Latein gesungen. Latein war damals auch die Sprache, in der regulär die Messe gefeiert wurde. Die verwendete Musik und Texte machten also durch die Einführung der Muttersprache eine große Entwicklung durch. Die Kirchenmusik hatte daneben auch selbst immer Einfluss auf den Fortschritt bzw. die Entwicklung von Musik im Allgemeinen. Thematisch gibt es Kirchenlieder für (fast) jeden Anlass. Sie sind aber oftmals nicht nur einer einzelnen Kategorie zuzuordnen. Einerseits findet man Lieder mit zum Kirchenjahr passenden Texten (etwa zum Advent, Weihnachten, Weihnachtszeit und analog dazu zur Fastenzeit, Ostern, Osterzeit etc.). Andererseits gibt es Kirchenlieder für bestimmte Feiern (z.B. Beerdigungen, Heiligenfeste), Zielgruppen (v.a. Kinder und Jugendliche), Stimmungslagen oder Anliegen (bspw. Vertrauen und Trost). Auch für jeden Abschnitt des Gottesdienstes wurden und werden passende Lieder geschrieben. Teilweise wird bei ihnen auf biblische Vorlagen zurückgegriffen (z.B. die Psalmen). Generell dienen biblische Texte, Motive, Gebete, etc. oft als Grundlage für Liedtexte. Einige Theolog*innen waren neben ihrer schriftstellerischen Tätigkeit auch Liedertexter und Komponisten. In dieser Weise brachten sie ihre Theologie in anderer, oft leichter zugänglicher Sprache ins Wort. Daher befinden sich in Gesangbüchern auch Lieder zu spezifischen theologischen Inhalten (z.B. zu Jesus, Trinität, Schöpfung).
Das kirchenmusikalische „Standardwerk“ für den Gebrauch im Gottesdienst oder zu Hause ist das Gotteslob, welches im Jahr 2013 in einer überarbeiteten Fassung neu herausgegeben wurde. Das Liedgut ist im Gotteslob unterteilt in einen vorderen, allgemeinen „Stammteil“, der auch Erklärungen und Andachten enthält, und einen hinteren, regional-/bistumsspezifischen Teil. Beide Abschnitte sind nach den bereits angesprochenen Kategorien gegliedert. Neben dem Gotteslob gibt es weitere Gesangbücher. Diese kann man ebenfalls kategorisieren: u.a. für den Gebrauch einer bestimmten Zielgruppe oder auch nach der (Ordens-)Gemeinschaft, die eine eigene Liedsammlung herausgibt.
Kirchenmusiker*innen werden entweder in Gemeinden/Pfarreien angestellt oder für einzelne gespielte Gottesdienste bezahlt. Sie arbeiten also haupt- oder auch nebenberuflich. Ihre Aufgaben können vielfältig sein und je nach eigenen Interessen und Wünschen oder Angeboten der Gemeinde variieren. Klassischerweise besteht das Aufgabenfeld im Orgelspiel (als Organist*in), im Kantorendienst und in der Leitung von Chören unterschiedlicher Altersgruppen. Studium oder auch Ausbildung bereiten auf einen Dienst als Kirchenmusiker*in vor. Dabei gibt es verschiedene Abstufungen/Qualifikationen je nach Dauer und Abschluss.
Die Kirchenmusik trägt erheblich dazu bei, dass Gemeindemitglieder aktiv am Gottesdienst teilnehmen können und ihm nicht nur beiwohnen. Mittlerweile gibt es sogar populärmusikalische Ableger wie z.B. den „Hillsong“. Die Kirchenmusik ist variabel und kann immer wieder (neu) zeitgemäß gestaltet bzw. interpretiert werden.
Nils Thomas