Dignitas infinita, das vatikanische Papier über die Menschenwürde, das in diesem Frühling erschien, enthält für Heiner Bielefeldt wichtige Klarstellungen und kraftvolle Aussagen, gerät in anderen Fragen aber ungewollt zum Lehrstück über die Fallstricke eines Naturrechtsdenkens, das sich mit der Vieldeutigkeit des Begriffs der menschlichen Natur nicht klar genug auseinandersetzt. Der Autor, Seniorprofessor für Menschenrechte an der Universität Erlangen-Nürnberg, bemängelt außerdem eine eurozentrische Sichtweise, das Ignorieren weiblicher Stimmen, fehlende Selbstkritik und einen unsensiblen Umgang mit bestimmten Minderheiten.
Stimmen der Zeit, Heft 11/2024, 803-811