Kelly, Maite
Wolffsohn, Michael
Historiker und Publizist
Frings, Thomas
Wehrmann, Ilse
Diplom-Sozialpädagogin und Erzieherin
Krumeich, Gerd
Historiker
Anselm Grün
Benediktinerpater
Anselm Grün, Dr. theol., geb. 1945, Mönch der Benediktinerabtei Münsterschwarzach, geistlicher Begleiter und Kursleiter in Meditation, Fasten, Kontemplation und tiefenpsychologischer Auslegung von Träumen. Seine Bücher zu Spiritualität und Lebenskunst sind weltweite Bestseller – in über 30 Sprachen.Sein einfach-leben-Brief begeistert monatlich zahlreiche Leser (www.einfachlebenbrief.de).
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Dass man nicht idealisierte Bilder, sondern reale Menschen, auch mit ihren Schwächen und Stärken, lieben soll, leuchtet ein. Aber mich selber annehmen, wie ich bin – das fällt manchen gar nicht so leicht.
Seit 60 Jahren lebe ich als Mönch in der Abtei Münsterschwarzach. Unser Tag ist geprägt vom fünfmaligen gemeinsamen Gebet in der Abteikirche, von der Meditation und vom persönlichen Gebet. Natürlich kann das regelmäßige Beten auch zur Routine werden. Aber es vermag mich auch wachzuhalten. Es konfrontiert mich immer wieder mit Gott, aber auch mit mir selbst.
Auch wenn die Gestaltungsmöglichkeiten weniger werden, kann ich mein Alter aktiv gestalten. Es geht auch jetzt darum, sich nicht nur auf mögliche Defizite zu konzentrieren, sondern bewusst auf die verbleibenden Möglichkeiten zu achten und sie zu beleben.
„Alles hat seine Zeit“, sagt das Sprichwort. Es braucht die Fähigkeit zu warten, den Glauben, um zu hoffen, und die Kraft, im rechten Moment zu handeln.
Für Anselm Grün ist Hoffnung eine lebenslange Erfahrung. Warum das so ist und wie wir Hoffnung als spirituelle Quelle innerer Kraft im Umgang mit destruktiven Mächten nutzen können, darüber spricht er mit Rudolf Walter.
Viele verwechseln Loslassen mit Loswerden. Sie wollen etwa ihre Angst, ihre Schüchternheit, ihre Empfindlichkeit, ihren Neid loswerden. Doch es gilt der Grundsatz: Loslassen kann ich nur, was ich angenommen habe.
Mein Mann hat sich von mir getrennt. Aber ich hänge immer noch an ihm. Ich weiß, dass unsere Beziehung keine Chance hat, aber ich kann ihn einfach nicht loslassen. Was würden Sie mir da raten?
Es kann gut tun und schön sein, etwas vor sich zu haben. Manchmal tut es aber auch gut, etwas hinter sich zu bringen. Beides kann mit Lebenslust, Freude und Hoffnung verbunden sein. Und beides gehört zu einer aktiven Gestaltung des eigenen Lebens – hier und jetzt. Wie das geht? Es kommt ganz darauf an!
Die Geburt Jesu im Stall von Bethlehem schenkt uns neue Hoffnung, Hoffnung, dass unser Leben gelingen wird, dass trotz all der Kriege, die uns Angst machen, Friede möglich wird, dass trotz aller Umweltgefährdung die Schöpfung nicht untergehen wird.
Indem wir gerade in der Advents- und Weihnachtszeit die alten Lieder singen, kommen wir mit der Freude in Berührung, die immer in uns ist, die aber oft genug zugeschüttet ist von den Sorgen und Ängsten des Alltags. Der hl. Augustinus hat schon früh über diese Wirkung des Singens und Jubilierens nachgedacht und geschrieben.
Der gemeinsame sonntägliche Kirchgang oder das Tischgebet in der Familie – manche christlichen Traditionen werden immer weniger gelebt. Wie können gläubige Eltern und Großeltern ihren Kindern trotzdem bei ihrer Suche nach dem Religiösen Halt geben?
Es gibt keinen Frieden als Endpunkt – Frieden ist der Weg. Der evangelische Theologe und Bürgerrechtler Friedrich Schorlemmer (1944-2024), zu DDR-Zeiten bekannt geworden durch seine mutige Aktion „Schwerter zu Pflugscharen“, hat sich in seinem Engagement auf Gandhi berufen, aber auch auf Jesus. Wir erinnern mit einem Auszug aus seinem Buch „Unsere Erde ist zu retten“ an den im September verstorbenen Hoffnungs-Theologen, der „einfach leben“ durch zahlreiche Beiträge verbunden war.
Mein Vater ist gestorben. Meine Mutter kommt mir ihrer Einsamkeit nicht zurecht. Wenn ich im November die Gräber meiner Verwandten besuche, tauchen in mir immer Schuldgefühle auf, was ich im Umgang mit ihnen versäumt habe.
Was heißt es zu sagen: Ich habe einen Auftrag in meinem Leben, immer mehr der zu werden, der ich von Grund auf bin? Das bedeutet, dass ich mich nicht nach den Erwartungen der anderen richte, sondern nach dem ursprünglichen und unverfälschten Bild frage, das Gott sich von mir gemacht hat.
Müssen und können wir heute – in einer unheilen Welt - anders oder neu über Heilige reden? Karl Rottenschlagers Lebenswerk hat mit „kaputten Schicksalen“ zu tun: mit Gefangenen, Haftentlassenen, Obdachlosen, mit kranken, seelisch beeinträchtigten und hoffnungslosen Menschen, denen er ihre Würde geben möchte. Im Gespräch mit Rudolf Walter versucht er zu klären, was ihn an heiligen Menschen in der eigenen alltäglichen Arbeit inspiriert hat. Ein ungewöhnlicher Blick auf Allerheiligen.
„Was das Leben leichter macht“, ist der Titel eines neuen Buches, das Mitte November erscheint und auch Zuschriften und Erfahrungsberichte von Leserinnen und Lesern von „einfach leben“ enthält. Das Leben wird nicht nur leichter, sondern auch fröhlicher, wenn wir uns an den Rat halten, den Papst Johannes XXIII. laut einer Anekdote von einem Engel zugeflüstert bekam: „Giovanni, nimm dich nicht so wichtig!“
Er gehört zu den ältesten Sammelfrüchten des Menschen und hat daher in vielen Völkern eine symbolische Bedeutung. Je nach Kultur kann er für Begehrlichkeit und Verführung, Unsterblichkeit und Schönheit, aber auch für Zwist stehen.
Wenn ich die täglichen Nachrichten anschaue und die Bilder vom Krieg in der Ukraine und im Gazastreifen sehe, wenn ich von den Naturkatastrophen höre, dann verliere ich alle Hoffnung. Wie kann ich Jesus näherkommen? Ich möchte gerne mit ihm als Begleiter durch mein Leben gehen.
Leben gestalten bedeutet, dass ich meine Lebensaufgabe erkenne und mich bewusst entscheide, Verantwortung zu übernehmen: für mein eigenes Leben, aber auch für die Menschen um mich herum. So kann auch mitten in einer schwierigen Zeit Hoffnung wachsen. Die Einsicht ist folgenreich und zeigt: Vieles hängt von uns ab, von unserer eigenen Haltung zum Leben.
Weisheit und Gelassenheit – zwei Begriffe, die für gelingendes Leben stehen. Was bedeuten sie konkret? Anselm Grün erläutert das im Gespräch mit Rudolf Walter, dem Herausgeber von einfach leben. Der Text ist ein exklusiver – leicht gekürzter – Vorabdruck aus einem Buch, das im November im Verlag Herder erscheint, aus Anlass des 80. Geburtstages von P. Anselm Grün. Es trägt den Titel „Alles in allem – was letztlich zählt im Leben. Über Glück, Sehnsucht und die Kraft der Spiritualität“.
Die Ethik-Texte des evangelischen Theologen Dietrich Bonhoeffer, der im Widerstand gegen den Nationalsozialismus stand und noch 1945 hingerichtet wurde, haben bis heute Brisanz und fordern heraus. Im Buch „Das Schweigen der Guten. Bonhoeffers Weckruf“ gehen Theologen und Philosophen dem nach und kommentieren seine Ethik aus heutiger Sicht. Anselm Grün hat in seinem Beitrag zu diesem Buch Bonhoeffers Gedanken aufgegriffen, dass „der Gute“ oft öffentlich schweigt.
Wenn ich bei meinen Kursen die Menschen frage, was für sie Quellen der Lebensfreude sind, wo sie diese Freude am Leben intensiv spüren, so sprechen viele vom Tanzen als dem „Ort“, an dem sie sich frei fühlen.
Wann ist Unzufriedenheit Ausdruck von Unersättlichkeit? Und was unterscheidet Maßlosigkeit eigentlich von Sehnsucht nach „Fülle“?
Gerade in einer Zeit der Informationsflut können Bücher eine Quelle der Inspiration sein, eine Einladung, dem Geist anderer achtsam zu begegnen. Wenn wir uns darauf einlassen, können sie uns den Reichtum unserer eigenen Seele aufzeigen. In der christlichen Tradition gelten Bücher schon seit dem Mittelalter als Zeichen und Quelle von Weisheit, Lebenskraft und Glauben.
Im letzten Urlaub hatten wir Streit. Mein Mann hat andere Interessen als ich. Ich möchte gerne in einer schönen Kirche sitzen bleiben und die Schönheit genießen. Mein Mann drängt ständig auf Unternehmungen. Ich möchte in aller Ruhe eine Stadt anschauen. Er hat ständig irgendwelche Pläne, was wir im Urlaub alles machen sollen. Das ist für mich zu anstrengend. Was können wir besser machen? Früher bin ich gerne mit meinem Mann in Urlaub gefahren. Seit er verstorben ist, kann ich mich gar nicht mehr auf den Urlaub freuen. Alleine möchte ich nicht fahren, meinen Kindern möchte ich auch nicht zur Last fallen und in einer Reisegruppe fühle ich mich nicht wohl.
Was braucht es, um sich im Urlaub wirklich zu erholen? Es ist mehr als gut essen und in einer schönen Umgebung zu sein. Um heilsame Ferien zu machen, sollen wir uns frei machen von Pflichten, Druck und Erwartungen. Dann sind die Ferien auch eine Reise zu uns selbst.
Es macht einen Unterschied, ob wir uns als Teil der Natur sehen oder die Natur lediglich als Objekt betrachten, dass wir für unser Leben benutzen. Anselm Grün erzählt im Gespräch mit Rudolf Walter, was die spirituelle Grundlage dafür sein kann, dass wir mit der Natur achtsam und bewahrend umgehen – als Menschen und Christen.
Wenn wir in einer schönen Landschaft wandern, kommen wir mit neuer Energie und mit Freude erfüllt wieder nach Hause. Warum tut uns die Natur so gut? Fünf Perspektiven:
Kirche existiert nicht unabhängig von der sie umgebenden Gesellschaft. Es ist daher für die Gemeinden heute eine große Herausforderung, wie sie mit den Brüchen, Spaltungen und Spannungen umgehen, die unsere Gesellschaft vielfach prägen: Wie kann es gelingen, das Gemeinschaftsgefühl in der Kirche zu stärken?
Mit sich selbst in Berührung zu kommen, das geht nicht in ständiger Hast und Hektik. Es kann gelingen, wenn wir die rechte Balance finden zwischen Aktivität und Ruhe, zwischen Tun und Rasten. Und wenn wir die Rast nicht als „Auftanken“ für zukünftiges Weiterarbeiten verstehen, sondern als ganz eigenen Raum der Lebenskraft.
Anselm von Canterbury nennt die Schönheit „amabilis = liebenswert, liebenswürdig“. Sie ruft also in uns Liebe hervor. Der andere große Theologe des Mittelalters, Thomas von Aquin, definiert Schönheit so: „Pulchra sunt quae visa placent = Schön ist das, was als Erschautes gefällt“. Das Schöne bewirkt nach Thomas ein angenehmes Gefühl im Menschen. Es ruft Freude und Wohlgefallen hervor.
Am 24. Juni wird an vielen Orten das Johannesfeuer entzündet. In meiner Jugend richteten wir an der Pfarrei immer einen großen Holzhaufen auf und zündeten ihn an. In den Alpen werden an diesem Tag noch heute Sonnwendfeuer auf den Bergen entzündet. Die symbolische Bedeutung des Feuers reicht tief in die menschliche Kultur.
Früher habe ich mich leidenschaftlich für unsere Pfarrei eingesetzt. Doch der neue Pfarrer schätzt uns ehrenamtliche Mitarbeiterinnen nicht. Die Enttäuschung ist groß – über ihn, aber auch über unsere Pfarrei, in der das gemeindliche Leben immer mehr erstarrt. Aber ich spüre, dass mein Leben ohne Leidenschaft selber zu erstarren droht. Ich habe mir vorgenommen, den Tag mit einer Meditation zu beginnen und ihn mit dem Abendgebet abzuschließen. Aber oft vergesse ich es. Dann ärgere ich mich über mich. Zwar mache ich mir wieder einen guten Vorsatz. Aber der hält nicht lange. Was tun?
Wir werden oft getrieben von den Pflichten des Alltags und von den Erwartungen, die andere oder wir selbst an uns richten. Wie aber können wir der Zeit, unserer Lebenszeit, einen selbstbestimmten Sinn geben? Ganz einfach: durch Rituale. Im Ritual nehmen wir uns bewusst eine Zeit für uns, über die niemand verfügen kann.
Schon der griechische Philosoph Platon bringt das Singen mit der Freude zusammen. Er sagt: „choros = Gesang“ kommt vom Wort „chara = Freude“. Wer singt, fühlt sich in gehobener Stimmung.
In einem Projekt der evangelischen und katholischen Kirche mit dem Titel „Wie hältst du’s mit der Kirche?“ wurden im Jahr 2022 über 5.000 Menschen in Deutschland befragt, verschiedener Konfessionen sowie Konfessionslose. 68 % bezeichneten sich als weder spirituell noch religiös. Da könnte man fragen: Wohin verschwindet die Sehnsucht der Menschen, welche Gestalt, welche Form nimmt sie an?
Wie wird im Leben nach der Regel Benedikts Zeit erfahren? Und wie die Ewigkeit? Ist die Erfahrung der Mönche übertragbar? Anselm Grün im Gespräch mit Rudolf Walter.
Mit diesen Zahlen verbinden sich, oft ganz unbewusst und doch kulturell und psychologisch tiefenwirksam Vorstellungen und Bedeutungen, die unsere Wahrnehmung prägen oder überraschende Einsichten eröffnen.
Ich kann die Osterlieder nicht mehr singen: „Das ist der Tag, den Gott gemacht, der Freud in alle Welt gebracht“. Wenn ich das höre, wehrt sich in mir etwas. Es fällt mir schwer, an die Auferstehung Jesu zu glauben.
Ostern ist das älteste und wichtigste Fest der Christen. Wie andere, auch säkulare Feste, die wir feiern, ist es eine wichtige Unterbrechung nicht nur des Jahreslaufs, sondern des Alltags. Wir brauchen beides: den Alltag, auf den wir uns in aller Nüchternheit einlassen, und das Fest, das uns Anteil gibt an einer anderen Dimension.
Kreuz und Auferstehung stehen im Zentrum christlicher Theologie. Für den Apostel Paulus erschließt sich in Kreuz und Auferstehung das Wesen des Christen. Für Paulus ist es ein Symbol, dass der alte Mensch gekreuzigt wurde mit seinen Fehlern und Sünden.
Was können Einzelne angesichts der gegenwärtigen Krisen tun: Bleibt nur Resignieren? Hilft es, sich zu bescheiden? Oder sollen wir trotz allem unsere Kraft auf die Hoffnung setzen?
Im ersten Teil des „Ave Maria“ haben wir Maria als Bild für uns betrachtet: Die Segensworte, die der Engel und Elisabeth zu Maria sagen, konnten wir deshalb auf uns beziehen und uns wie Maria als gesegnet erleben (siehe einfach leben, Februar und März 2024). Im zweiten Teil dieses alten Gebetes rufen wir Maria als Fürsprecherin an: „Heilige Maria, Mutter Gottes bitte für uns Sünder, jetzt und in der Stunde unseres Todes. Amen.“
Die Zahlen Drei und Vier spielen in unserer kulturellen Tradition eine prägende Rolle. Sie begegnen uns in der Philosophie, im Christentum sowie in Mythen oder Märchen. Auch in der Spiritualität haben sie, bis in die Gegenwart hinein, eine sinngebende Bedeutung. Sie ordnen unsere Vorstellung von der sichtbaren und unsichtbaren Welt und helfen uns, Wirklichkeit zu deuten, sie in ihrer Ganzheit zu sehen.
Mein geistlicher Begleiter sagt mir immer, ich solle meine Krankheit annehmen. Doch in mir rebelliert etwas. Mit der Karfreitagsliturgie kann ich nichts anfangen. Ich höre mir lieber die Matthäuspassion oder die Johannespassion.
In den nächsten Briefen möchte ich unter der Rubrik „Heilsame Unterbrechung“ verschiedene hilfreiche Wege beschreiben, wie wir den Alltag, der heute in unserer Nonstop-Gesellschaft oft genug von ständiger Beschäftigung geprägt ist, unterbrechen können: um uns selbst zu spüren und zu erahnen, dass unser Leben nicht nur von unseren selbstgesteckten oder fremdbestimmten Terminen bestimmt wird, sondern dass da immer wieder etwas Göttliches einbrechen möchte.
Was macht wirkliches Genießen aus im Unterschied zu hedonistischer Genuss Sucht? Und warum geht Lebensfreude auch mit Fasten zusammen? Darüber spricht Anselm Grün mit Rudolf Walter, Herausgeber von einfach leben undaktuell Autor des Buches „Genießen – was schön ist und gut tut“.
Bei ihrem Besuch spricht Elisabeth zu Maria die Worte: „Du bist gebenedeit unter den Frauen. Und gebenedeit ist die Frucht deines Leibes, Jesus.“ Die ältere Frau segnet die jüngere. Sie spricht ihr zu, dass nicht nur Maria von Gott gesegnet ist, sondern vor allem „die Frucht ihres Leibes“. Wir dürfen diese Worte auch auf uns persönlich beziehen.
Oft liegt ein grauer Schleier über dem Alltag: Unzufriedenheit, Anspannung, Unruhe sind Störfaktoren, mit denen wir uns oft genug eingerichtet haben. Viele haben das Gefühl, ihnen sei die Lebensfreude abhandengekommen. Wie durchbrechen wir diese Mechanismen im Denken, im Lebensstil, im Handeln? Es gibt hilfreiche Wege, die ich gehen kann – ganz einfach, täglich, im Kleinen.
Die Begeisterungsstürme, die Karl Rahners Werke einst ausgelöst haben, legen sich langsam. Doch der große Theologe des 20. Jahrhunderts verdient es, weiterhin gelesen und bedacht zu werden.
Zwei Zahlen, die schon seit langer Zeit als Symbol verstanden werden: die Eins etwa in der Idee des großen Eins-Seins in der griechischen Antike, die Zwei als Bild für die unterschiedlichen Pole in unserer Seele.
Mein Sohn möchte sein Studium abbrechen und nur noch chillen. Ich drücke mich vor Konflikten, ich weiche Auseinandersetzungen aus.
Tapferkeit als Tugend: das heißt Mut haben, sich dem Leben mit seinen Unwägbarkeiten zu stellen und sich dabei für das Gute einzusetzen. Es bedeutet, standhaft sein, aber auch um seinen Stand im Leben zu kämpfen, mit dem Risiko, selber verletzt zu werden oder Niederlagen zu erleiden.
Doris Zölls ist evangelische Theologin, Zenmeisterin und Autorin. Sie lebt in München. Im Gespräch mit Rudolf Walter lotet sie die Chancen aus, in der Fastenzeit zum Wesentlichen - in die Stille und zur Ruhe - zu kommen.
Heute und in den folgenden Briefen möchte ich Sie einladen, über das Gebet „Ave Maria“ zu meditieren. Das Ave Maria beten Katholiken oft nach dem Vaterunser. In vielen katholischen Gegenden ist das so genannte Angelus-Läuten der Kirchenglocken üblich: Morgens, mittags und abends lädt das Läuten die Menschen dazu ein, den „Engel des Herrn“ zu beten. In diesem Gebet wird dann dreimal das Ave Maria wiederholt. Wir beginnen mit dem Anfang des Gebets: „Gegrüßet seist du, Maria, voll der Gnade. Der Herr ist bei dir.“
Türme prägen unsere Kultur: vom Turmbau zu Babel, der an Macht und Untergang, an die gefährdete Leistung menschlichen Strebens, erinnert, bis hin zu den Glockentürmen unserer Kirchen, die mit ihrem Läutwerk gemeinschaftsstiftende Funktion haben und – besonders in der Gotik – als Zeichen himmelstrebender Frömmigkeit zu verstehen sind. Neben ihrer realen Funktion haben Türme eine vielfältige symbolische Bedeutung.
Wenn ich all die schrecklichen Nachrichten von den Kriegen und den vielen Toten höre und sehe, dann bekomme ich Angst. Ich habe im letzten Jahr einige meiner nächsten Verwandten und besten Freunde durch den Tod verloren.
Unsere Zeit ist von Maßlosigkeit geprägt: Wir werden mit Informationen überflutet. Essen und Trinken verführen viele Menschen zum übermäßigen Konsum. Und auch die Ansprüche vieler Menschen kennen oft keine Grenzen. Aber wir spüren, dass uns diese Maßlosigkeit nicht gut tut. Daher wäre das neue Jahr eine gute Einladung, das eigene rechte Maß zu entdecken und es dann auch zu leben. Das rechte Maß ist jedoch nicht einfach nur Verzicht, etwa auf Essen oder Konsum, sondern es ist eine innere Haltung.
Am Schluss des Vaterunsers beten wir: „Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.“ In der Auslegungsgeschichte ist man sich einig, dass dieses feierliche Rühmen, mit dem wir das Gebet beenden, ein späterer Zusatz ist. Dennoch lohnt es sich, diese Worte zu bedenken. Es sind ja Worte, die wir selbst und die Menschen seit Jahrhunderten beten.
Das Gericht soll uns keine Angst machen, denn Gott richtet gerecht.
Wer alles kontrollieren will, wird dennoch verlieren.
Auferstehung ist auch eine Aussage über uns Christen.
Dass Gott als Kind kommt und so einen Neuanfang mit den Menschen begründet, gehört zu Weihnachten. Aber auch in unseren Träumen ist das Kind oft Symbol eines neuen Anfangs. Wenn ich von einem Kind träume, bedeutet es, dass ich in Berührung komme mit meinem ursprünglichen Wesen, dass ich authentisch werde und dass sich in mir etwas Neues entwickelt. Was das Wesen des Kindes als Symbol ausmacht, zeigen schon biblische Geschichten.
Meine Frau wirft mir oft vor: „Du liebst mich nicht mehr!“ Das verletzt mich sehr. Denn ich liebe meine Frau und ich arbeite sehr viel, damit es meiner Frau und meinen Kindern gut geht. Ich leide darunter, dass mein Mann so unsensibel ist. Wenn es mir schlecht geht, körperlich oder auch seelisch, dann merkt er es gar nicht.
Nach Frieden sehnen wir uns alle. Gerade heute, wo so viele Kriege geführt werden, die unglaubliches Leid über die Menschen bringen: in der Ukraine, in Israel und Palästina, im Sudan und in vielen anderen Ländern. Doch Appelle allein genügen nicht. Frieden ist nicht selbstverständlich. Und er ist doch Voraussetzung dafür, dass Beziehungen gelingen. Die Frage ist, was wirklichen Frieden ausmacht und wie er entstehen kann – in den Herzen der Menschen, aber auch in der Welt des Zusammenlebens.
Prioritäten setzen und Schritt für Schritt gehen. Immer nur so viel erledigen, wie man kann. Morgen ist auch noch ein Tag. Heike Knauff -Oliver
Vor genau einem Jahr hat Anselm Grün OSB mit der Arbeit an seinem neuen Buch begonnen: „Kein Mensch lebt nur für sich allein“. Für ihn war dabei wesentlich die Erfahrung der Mystiker: dass wir in der Tiefe eins sind und den Mut haben sollten, daraus Konsequenzen zu ziehen. Mit Rudolf Walter, dem Herausgeber des einfach-leben-Briefes, spricht er darüber, was das – gerade auch in schwierigen Zeiten – für die Vorbereitung auf Weihnachten bedeuten kann.
Wenn Augustinus in seiner Vaterunser-Auslegung von dieser Bitte als eigenständiger siebter Bitte spricht, dann ist Sieben sicher auch symbolisch gemeint. In den sieben Bitten kommt das Gesamt des Glaubens zum Ausdruck. Und Sieben ist immer auch die Zahl der Verwandlung.
In vielen Religionen und Kulturen sind Fahrten mit einem Boot oder Schiff Symbole für Übergänge, etwa vom irdischen zum göttlichen Leben. Und sie stehen oft als Bild für die Reise unseres Lebens.
In meiner Kindheit wurde ich von meinen Eltern immer mit meiner älteren Schwester verglichen, die besser in der Schule war und leichter lernte. Es gibt heute eine Zunahme von Gewaltbereitschaft, auch von Radikalismus, Populismus und Antisemitismus. Wie kann man darauf reagieren?
Neid kennt jeder von uns. Ob wir wollen oder nicht, es taucht in uns Neid auf. Neid ist eine starke Kraft und immer auf andere Menschen gerichtet. In meinem neuen Buch „Kein Mensch lebt nur für sich allein“ habe ich den Neid – neben Gleichgültigkeit oder Egozentrik – als destruktive Haltung beschrieben, die das Zusammenleben vergiftet, dem Miteinander schadet und Verbundenheit und Gemeinschaft behindert. Neid entzweit Menschen und spaltet die Gesellschaft. In der christlichen Tradition gehört er zu den „Todsünden“. Wie können wir angemessen mit Neid umgehen?
Die Art, wie wir reden und zuhören, kann anderen Freude, Glück, Selbstvertrauen, Hoffnung, Vertrauen und Erhellung schenken. Thich Nhat Hanh (1926 – 2022)
Von 2000 bis 2011 war er Rektor des Canisius-Kollegs in Berlin. Für seine mutige Aufdeckung der Missbrauchsfälle am Kolleg erhielt er 2012 den Gustav-Heinemann-Bürgerpreis. Von 2011 bis 2020 leitete er dann das Kolleg St. Blasien. Seine Antworten auf die Fragen von „einfach leben“ zeigen, welche spirituelle Haltung seinen Glauben und seine persönliche Theologie prägt.
Mit dieser Vaterunser-Bitte tun sich viele Menschen schwer. Sie rebellieren dagegen und meinen, Gott würde uns doch nicht in Versuchung führen. Das ist mit dieser Bitte allerdings auch nicht gemeint.
Der März 2024 ist ein Karl Rahner-Monat: Am 5. März wäre der Theologe 120 Jahre alt geworden, am 30. März vor 40 Jahren ist er gestorben. Mit dem Benediktiner und Bestsellerautor Anselm Grün sprechen wir über das Erbe eines der bedeutendsten Theologen des 20. Jahrhunderts.
Das Bild von der Dreifaltigkeit hält das Geheimnis Gottes offen - und führt in unser eigenes Geheimnis hinein.
Von Franz Kamphaus stammt das berühmte Wort: „Mach’s wie Gott, werde Mensch!“ Doch die Frage ist: Wie geht das, Mensch zu werden? Und was lernen wir von der Menschwerdung Gottes für unsere eigene Menschwerdung und für eine gelingende Seelsorge? Ich möchte mich im Folgenden auf das Lukasevangelium beschränken. In der Advents- und Weihnachtszeit hören wir ja mit Vorliebe die Weihnachtsgeschichte nach Lukas. Doch für mich ist das ganze Lukasevangelium als Einübung in die Menschwerdung zu verstehen.
In der theologischen Diskussion geht es häufig um die Frage, wie wir die Auferstehung Jesu verstehen sollen, ob wir die Auferstehung wörtlich nehmen sollen oder nicht. Doch das sind theoretische Diskussionen. Für die Jünger Jesu war die Auferstehung Jesu eine Erfahrung, die ihr Leben völlig umgewandelt hat.
An Weihnachten verkündigen die Seelsorger und Seelsorgerinnen das Geheimnis der Menschwerdung Gottes in vielfältiger Weise. Sie predigen, sie halten Ansprachen bei den Weihnachtsfeiern. Sie gestalten die Weihnachtsgottesdienste. Sie bereiten die Kinder im Kindergarten oder in der Schule auf Weihnachten vor. Und sie setzen sich oft unter Druck, dass sie in diesem Jahr neue Ideen finden, den Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen Weihnachten nahezubringen. Sie spüren, dass es nicht genügt, die Ideen vom letzten Jahr zu übernehmen.
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