1 Korinther 15,29–34Die Wahrheit und die Wirkung der Auferstehung

29Was wollen denn sonst die tun, die sich für die Toten taufen lassen? Wenn überhaupt keine Toten erweckt werden, wozu lassen sie sich dann für sie taufen?
30Wozu auch setzen wir uns Stunde um Stunde Gefahren aus?
31Tag für Tag sterbe ich, so wahr ihr, Brüder, mein Ruhm seid, den ich in Christus Jesus, unserem Herrn, besitze.
32Wenn ich in Ephesus mit wilden Tieren gekämpft hätte, was brächte mir das für einen Nutzen? Wenn keine Toten auferweckt werden, dann lasst uns essen und trinken; denn morgen sind wir tot.
33Täuscht euch nicht! Schlechter Umgang verdirbt gute Sitten.
34Werdet gründlich nüchtern und sündigt nicht! Einige haben nämlich eine falsche Vorstellung von Gott. Zu euerer Beschämung sage ich das.

Quelle: Die Bibel in der Herder-Übersetzung

Paulus ringt um seine Gemeinde – das zeigt sich auch in diesem Kapitel über die Auferstehung. In Korinth sind Menschen einflussreich geworden, die eine leibliche Auferstehung abstreiten: Weder sei Jesus wirklich auferstanden, noch werde es eine Auferstehung der Toten geben. Vielmehr gelte es, in diesem Leben »geistlich« in einem neuen Leben zu leben.

In mehreren Anläufen versucht der Apostel, seine Gemeinde zu dem Glauben zurückzuführen, der sein Leben (und Sterben) trägt. Dabei findet Paulus mahnende Worte. Dass die Korinther jenen merkwürdigen Brauch anwenden, sich stellvertretend für einen bereits verstorbenen Menschen taufen zu lassen, hält Paulus für ein Indiz, dass sie den Glauben an die Auferstehung nach dem Tod zumindest nicht für ganz abwegig halten. Der Glaube an die Auferstehung – an das Gute, das noch kommt – wirft sein Licht in das Leben vor dem Tod. Paulus ermahnt zur Nüchternheit, im übertragenen wie im Wortsinne, weil es wohl in Korinth Menschen gab, die sich im Rausch Gott besonders nahe wähnten.

Es ist eh alles egal, lasst uns essen, trinken, feiern, fröhlich sein – morgen sind wir tot. Die Haltung der Korinther ist nicht »von gestern«. Es ist richtig, dass wir nur dieses eine Leben haben. Es ist richtig, dass wir dieses Leben genießen und feiern dürfen. Aber dieses Leben ist nicht das einzige oder gar das letzte, das wir erwarten und erhoffen dürfen. Wir müssen nicht alles ausreizen, und es ist nicht egal, wie ich dieses Leben lebe. Die Gier, die daraus entspringt, als müsse ich jetzt alles erleben, was möglich ist, ist nicht notwendig, ja, sie ist schädlich, weil ich mich nicht auf den lebendigen und lebensschaffenden Gott verlasse. Vielmehr darf das Vertrauen mein Leben bestimmen. Mein Leben ist in Gottes Hand. Und aus seiner Hand wird es auch am Ende verwandelt werden. Ich muss mein Leben nicht im Übermaß selbst sichern und verantworten.

Herr Jesus Christus, wir leben dir hinterher. Stärke in uns das Vertrauen, dass du uns alles gibst, was wir brauchen, und wir unser Leben nicht selbst garantieren müssen.

Sibylle Rolf