Zusammenfassung / Summary
Gelehrte haben über Jahre debattiert, ob während des ptolemaischen Königreichs und des Römischen Reichs ein separat verwaltetes Gremium für die jüdische Gemeinschaft in Alexandria existierte. Die Meinungen reichten von „ein Staat innerhalb eines Staates“, in welchem eine Regierung der jüdischen Gemeinschaft autonom war und den Juden die selben Rechte und Privilegien zugestand wie anderen in die Stadt gezogenen hellenistischen Einwandergruppen, bis hin zur Unsicherheit, ob solch eine Körperschaft überhaupt jemals existierte. All unsere Befunde, die für eine Existenz der jüdischen Politeumata sprechen, beruhen auf der Existenz anderer Städte und Grossstädte, wie Berenike in Kyrenaika, und seit kurzem auch Herakleopolis, wo Archive gefunden wurden, die uns einige Anhaltspunkte über die zivilen Regierungsangelegenheiten eines Politeuma geben. Nachweise für ein alexandrianisch-jüdisches Politeuma beruhen auf zwei Quellen: der Autor des Briefes von Aristeas und Josephus. Beide waren in gewisser Hinsicht Apologeten für das Judentum in der griechisch-römischen Welt. Diese Tatsache unterstreicht vielleicht ihre Darstellung des jüdischen Engagements in der zivilen Regierung und der zivilen Rechten, die von wohlgesinnten Machthabern übertragen wurden. Jedoch weit verbreitete, wiederholte, zivile Unruhen und Aufstände, Deputationen an das kaiserliche Rom, Apellationen, Briefe und Dekrete aus Rom und schlussendlich der jüdische Aufstand von 115-117 n.Chr., welcher letzten Endes zur Zerstörung der ägyptischen Judenviertel führte, zielen auf ein Verständnis der jüdischen Gemeinschaft hin, dass sie in Besitz von gewissen Rechten waren, welche unter ständiger Gefahr von Rechtsverletzung standen. Dieser Aufsatz wird die Belege für das Politeuma als politisches Gremium von neuem untersuchen und zudem ergründen, welche Rechte der jüdischen Gemeinschaft unter den Ptolemäern und Römern zugesprochen wurden. Wir haben auch untersucht, warum der rechtliche und juristische Status für die alexandrinischen Juden im Vergleich zu all den hellenistischen Diasporas innerhalb Ägyptens so wichtig war. Alexandrinisch-griechische Bürger, die an der Spitze der sozialen Pyramide unter den Ptolemiten standen, erlitten einen dramatischen Absturz ihres Status unter der römischen Besatzung, in welcher römische Bürger den Vorrang hatten. Diese Tatsache führte auch zu Aufständen und Unruhen. War die Unzufriedenheit der jüdischen Gemeinschaft bloß ein Spiegelbild anderer hellenistischer Gemeinschaften, die alle sozial und rechtlich in eine neue Ordnung gedrängt wurden, oder war es etwas anderes? Mit anderen Worten, gibt es Anzeichen, die darauf hinweisen, dass für das alexandrinische Judentum, der Schutz ihrer zivilen Rechte mehr als eine Angelegenheit von sozialer Gerechtigkeit und von möglichem sozialem Fortschritt war und beschützte es auch ihre „ererbten Gesetze“, die weit über das Gedeihen und die Privilegien ihrer Gemeinschaft in Ägypten hinaus Auswirkungen zur Folge hatten?
Scholars have, for many years, been debating whether there existed a separate, governing body for the Jewish community in Alexandria during the Ptolemaic kingdoms and the Roman Empire. Opinion has ranged from the idea of ‘a state within a state’, where government of the Jewish community was autonomous and conferred on Jews the same rights and privileges as other groups of Hellenic immigrants to the city, to uncertainty that such a body ever existed. All our evidence for the existence of Jewish Politeumata is drawn from other cities and towns, like Berenice in Cyrenaica, and more recently Heracleopolis, where archives have been discovered which give some detail of a Politeuma governing civic affairs. Evidence for an Alexandrian, Jewish Politeuma comes, principally, from two sources: the author of the Letter of Aristeas and from Josephus. Both were, to some extent, apologists for Judaism in the wider Greco-Roman world, and that fact may enhance their presentation of Jewish involvement in civic government and of the civic rights conferred by appreciative rulers. However, widespread, repeated, civic unrest and rioting, deputations to imperial Rome, appeals, letters, and decrees from Rome and, finally, the Jewish uprising of 115-117 CE, which led ultimately to the destruction of Egyptian Jewry, all tend towards an understanding by the Jewish community that they were the possessors of certain rights which were in constant danger of infringement. This paper will re-examine the evidence for the politeuma as a political body, and also ask what rights were awarded to the Jewish community under the Ptolemies, and under the Romans? We will also examine why legal and judicial status was so important to the Alexandrian Jews in particular, among all the Hellenic Diasporas inside Egypt. Alexandrian-Greek citizens, at the top of the social pyramid under the Ptolemies, suffered a dramatic fall in status under the Roman occupation where Roman citizens took precedence. This fact also led to rioting and unrest. Was the discontent of the Jewish community merely a mirror image of other Hellenic communities all socially and legally displaced in a new order, or was it something other? In other words, is there evidence to suggest that for Alexandrian Jewry, the guardian of their civic rights was more than a matter of social justice and possible social advancement, it also protected their ‘ancestral laws’, laws which had resonances far beyond the flourishing and privileges of their community in Egypt?