Zusammenfassung / Summary
Im Prinzip geht es in diesem Beitrag um die Frage, welchen Einfluss bestimmte Modelle der Textgeschichte auf die Rekonstruktion des ältesten Textes und der weiteren Textgeschichte haben. Konkret geht es um die Entstehung, Geschichte und den Einfluss des Modells von drei großen christlichen Rezensionen (trifaria varietas) der Septuaginta. Im Beitrag werden die Entwicklung des Modells und die Gründe seiner Infragestellung, die schon mit Alfred Rahlfs selbst begann, und die durch die Textfunde aus der Wüste Juda (insbesondere mit der Identifikation der kaige-Rezension durch Dominique Barthélemy) und durch neue methodische Zugänge neues Gewicht bekam, dargestellt. Insbesondere wird darauf hingewiesen, dass die Rede von der trifaria varietas nur an einer Stelle bei Hieronymus vorkommt, und er sich an anderer Stelle ganz anders äußert, nämlich im Sinn von zwei Texttypen, der verbreiteten Septuaginta, die jetzt lukianisch genannt wird, und jenes Textes, der dem hebräischen Urtext näher steht und der deshalb von Hieronymus bevorzugt wurde. Schließlich werden die Aussagen des Hieronymus mit dem neueren Bild der Entstehung der Septuaginta in Beziehung gesetzt.