Zusammenfassung / Summary
Judas geht in seinem Brief massiv gegen seine Gegenspieler vor. Er beschränkt sich nicht auf deren polemische Denunziation, sondern spricht eine prophetische Strafgerichtsankündigung aus. Dies bedeutet: Ausschluss aus der eschatologischen Heilsgemeinschaft in Vorwegnahme des endgerichtlichen Urteils durch den Kyrios. Judas’ massives Vorgehen ist Folge seiner Beurteilung der Position seiner Gegenspieler. In seinen Augen leugnen sie die Parusie und das Endgericht des Kyrios, lehnen die Engelverehrung ab und negieren die göttliche Herrschermacht insgesamt. Damit steht für Judas nicht weniger als das göttliche Heils- und Erwählungshandeln grundsätzlich zur Debatte. Der brieflich vorgegebenen, engen Korrespondenz von Gegenspielerbild und Briefanspruch wird in meinem Beitrag grundlegend Rechnung getragen. Dazu werden die Fragen nach dem Briefanspruch und dem Gegenspielerbild – eine Zentralfrage der Judasbriefforschung – in engster Abstimmung miteinander diskutiert.