Wann welcher Film auf einem Festival läuft, das hängt von vielen Faktoren ab. Natürlich bemühen sich die Kuratoren um Berlinale-Chef Dieter Kosslick um eine inhaltlich sinnvolle Dramaturgie, gerade im Wettbewerb. Aber vieles muss man einfach auch nehmen, wie es kommt: zufällig. Nicht zu allen Terminen beispielsweise kann jeder Regisseur und Hauptdarsteller für die Pressekonferenz einfliegen.
Am Sonntag hatte es allerdings den Anschein, das Programm wäre bewusst auf den Ur-Feiertag der Christen abgestimmt worden. Gleich um 9 Uhr, zu einer traditionellen Gottesdienst-Zeit also, wurde uns Presseleuten der französische Film „La prière“ (Das Gebet) gezeigt.
Es ist ein Spielfilm, das muss man vorausschicken. Denn das Werk könnte man leicht mit einer Dokumentation verwechseln. So wird in dem Film etwa – da ist der Titel programmatisch – tatsächlich sehr oft gebetet. Und zwar ganz traditionell: gewissermaßen die eiserne Ration der Katholiken: Vaterunser, Ave Maria … Und auch in der entscheidenden Szene, nach einem Unfall im Gebirge, betet die Hauptperson Thomas (Anthony Bajon) mit einer selten gesehenen Inbrunst um sein Leben. Man ist an Jesus im Garten Getsemani erinnert.
Der Film erzählt von einer Einrichtung in den französischen Alpen, in der junge Menschen ihre Drogensucht überwinden sollen. Gegründet wurde das Haus von einer Ordensfrau, die klare Prinzipien vorgegeben hat: Gebet, harte Arbeit in der Landwirtschaft und Solidarität sollen den Tagesablauf der Jugendlichen bestimmen und sie so aus der Abhängigkeit führen. Nicht alle können diesen Weg mitgehen …
Viel wäre zu diesem zweifellos Bären-würdigen Film zu sagen, auch Kritisches. Das alles wird demnächst nachzulesen sein im CHRIST IN DER GEGENWART. An dieser Stelle soll nur eine Episode aus der Pressekonferenz stehen. Ob sie denn auch selber beten, wurden Regisseur und Schauspieler da gefragt. „Es bleibt ein Spielfilm“, erinnerte Damien Chapelle, der einen der Brüder in der christlichen Gemeinschaft gibt. Doch sei er selbst überrascht gewesen, wie ihn die Wucht der traditionellen Gebete „gepackt“ habe. Man komme in eine Art Flash, spüre, dass es hier um mehr gehe, um Transzendenz.
Dem Göttlichen begegnet man eben nicht nur in der Kirche …