Eine krude Baller- und Hau-Drauf-Geschichte um Superhelden und sogenannte Titanen – das ist „Avengers: Infinity War“ (Die Rächer: Unendlicher Krieg). Allein in Deutschland gingen 2018 3,4 Millionen Menschen für dieses Machwerk ins Kino, es war damit hierzulande der meistgesehene Film des Jahres. Filme mit ähnlich einfallslosen Titeln belegten die weiteren Top-Plätze: Mit 3,1 Millionen Besuchern waren die „Phantastischen Tierwesen 2“ der zweit-erfolgreichste Film. Die Fantasyhandlung ist im Umfeld der Harry-Potter-Filme angesiedelt. Drei Millionen Zuschauer sahen den dritten Teil der Erotikreihe „Fifty Shades of Grey“.
Sage und schreibe acht der zehn meistgesehenen Filme sind Fortsetzungen früherer Kassenschlager. Die Konzerne der Filmindustrie wollen für das breite Publikum offenbar möglichst wenig wagen, vor allem nicht das Risiko eingehen, dass ein Film bei den Zuschauern durchfällt. Kino als reine Geld-Druckmaschine.
Trotzdem – oder vielleicht eher deshalb? – hat der Kinobesuch in Deutschland im letzten Jahr einen Tiefpunkt erreicht. Nicht einmal mehr hundert Millionen Menschen gingen in eins der 5000 Lichtspielhäuser. Das bedeutet gerade einmal etwas mehr als ein Kinobesuch pro Bundesbürger. Befürchtet wird – wieder einmal – ein Kinosterben, schreibt Rudolf Worschech, leitender Redakteur im Magazin „epd Film“. Vor allem die Streamingdienste im Internet wie Netflix, Amazon Prime und Co. haben sich zur großen Konkurrenz der Lichtspielhäuser entwickelt. Ihre Filme und Serien sind jederzeit verfügbar – über PC, Laptop, Smartphone oder per Pay-TV –, und das Monatsabo kostet oft weniger als eine Kinokarte.
Bei der Berlinale ist die Krise jedoch außen vor. Das Filmfestival, das in diesen Tagen wieder die Branche in Berlin versammelt, feiert zehn Tage lang den Film als Kinokunst. Ein Werk, das hier gezeigt wird, muss nicht in erster Linie massentauglich sein und den Produzenten beziehungsweise Investoren viel Rendite bringen. Viele der gezeigten Filme werden womöglich nie ins Kino kommen, weil man mit ihnen kein großes Geld verdienen kann. Gerade deswegen lassen sich auf einem Fest(ival) anregende Entdeckungen machen, auch in religiöser Hinsicht.