Ein Freund aus Mainz schrieb mir eine E-Mail. Er fragt nicht nur nach meinen Füßen (nun, eine kleine Blase an der linken großen Zehe, zwei Scheuerstellen - ich kann mich nicht beklagen), sondern reagiert auch auf meine spontane Assoziation am Geburtshaus von Kardinal Franz Hengsbach (Eintrag vom 5. August). Es ist erstaunlich, schreibt er, was im „allgemeinen historischen Bewusstsein“ bleibt. Nicht die tausenden liturgischen Handlungen und Ansprachen und auch nicht die Theologie. Es bleibt, wenn überhaupt, das Symbolische, wie hier das Stückchen Kohle im bischöflichen Ring.
Der Freund, ein Bibliothekar, wertet nicht, stellt nur nachdenklich fest. Sein Gedanke aber lässt sich verallgemeinern. Ich schreibe diese Zeilen in Dassel, dem Ort der „Grafen von Dassel“, zu denen auch Rainald von Dassel (um 1114 bis 1167) zählte. Er war Erzbischof von Köln, Erzkanzler von Italien und mächtiger Ratgeber Friedrich I. Was bleibt von Rainald im „allgemeinen Bewusstsein“? Selbstverständlich, dass er die sagenhaften Gebeine der Heiligen Drei Könige von Mailand nach Köln überführen ließ, ein Ereignis, das die Stadt nachhaltig prägte. Das bleibt, genauso wie von Willy Brandt der Kniefall in Warschau „bleibt“ und von Johannes Paul II. die Erinnerung an seine weltweiten pastoralen Reisen.
Das alles selbstverständlich mit dem sprichwörtlichen Korn Salz. Aber wir sind nun einmal „Symboltiere“, und in den Symbolen findet unser Wunsch nach Verdichtung, nach dem Mehrwert seinen Ausdruck.
Unterwegs im Solling: Der alte Mann, der vor der „Pforte zum Solling“ am Morgen seine Bücher liest, „meistens dicke Schmöker, Sie wissen schon Ken Follet und Kollegen, doch vor kurzem habe ich ‚1913‘ von Florian Illies gelesen. Ein kluges Buch“. Wir einigen uns darauf, dass man entweder ein „richtiger“ Bücherleser oder ein Fernsehgucker ist.
In Neuhaus die Bäckerei und Lottoannahmestelle, in der sich der Besitzer eine Sammlung feinster Teesorten zugelegt hat.
Die kleine Gemeinde in Dassel, die am Samstagabend, es ist auch der Gedenktag der heiligen Edith Stein, einen Wortgottesdienst feiert. Hinterher gibt es Früchtetee, Kaffee, Kekse für alle. Treten Sie ein, hier dürfen Sie Mensch sein.
Der Regen, der zumeist gnädig mit mir ist.