Seit fünf Jahren läuft in Ungarn erfolgreich die Fernseh-Serie „Terápia“. Darin geht es um den Psychologen András Dargay und die Patienten, die sich auf seiner Couch behandeln lassen. Die erfundenen Geschichten hätten die Einstellung zu seelischen Krankheiten in ihrem Heimatland beeinflusst, ist Ildikó Enyedi überzeugt, die bei fast vierzig Folgen Regie führte. Es werde nun gesellschaftlich eher akzeptiert, wenn jemand psychologische Hilfe in Anspruch nimmt, sagte sie im Interview mit dem „Filmdienst“: „Diese Serie hat in Ungarn definitiv etwas erreicht und die Gesellschaft in Kleinstädten und Dörfern, die sehr konservativ ist und nur das Fernsehen kennt, ein Stück vorwärts gebracht.“ Solche positiven Veränderungen im Denken ihrer Zuschauer bewirken zu können, sei eine wichtige Motivation für sie, erklärte die 61-Jährige.
Ihr aktueller Film „Körper und Seele“, der soeben in den Kinos angelaufen ist, erzählt eine Liebesgeschichte in einem Schlachthaus. Er ist unter anderem das Plädoyer für einen veränderten Umgang mit Tieren. „Ich esse Fleisch, aber wenig … Ich wollte, dass wir verstehen: Fleisch zu essen, ist kein Problem, aber man soll wissen, wie es auf den Teller kommt“, so Ildikó Enyedi. Der Film wurde in diesem Jahr mit dem „Goldenen Bären“ der „Berlinale“ ausgezeichnet (vgl. CIG Nr. 10, S. 101).