Papst Franziskus hat mehrmals deutlich gemacht, dass Priester, die sich des sexuellen Missbrauchs schuldig gemacht haben, konsequent aus dem Amt entlassen werden sollten. Im Buch des Schweizers Daniel Pittet, der über seine Erfahrungen als Opfer schreibt, hat der Papst im Vorwort davon gesprochen, dass Priester, die „ihre Mission verraten“, von der Kirche größte Strenge erfahren sollten. „Dies gilt auch für Bischöfe oder Kardinäle, wenn sie diese Priester … unter ihren Schutz gestellt haben.“
Nun hat Franziskus I. vor der päpstlichen Kinderschutzkommission in einem Fall in Italien ein persönliches Versäumnis eingeräumt, das einige Wellen schlägt. Es geht um den Priester Mauro Inzoli, der wegen sexuellen Missbrauchs 2012 vom Vatikan verurteilt wurde. Der Ortsbischof verbot lediglich die Amtsausübung. Inzoli musste sich in ein Kloster zurückziehen. Zwei Jahre später wurde bekannt, dass der Priester rückfällig geworden war. Papst Franziskus sagte, ihm sei seinerzeit das bischöfliche Gutachten vorgelegt worden: „Das Urteil des Ortsbischofs war gut, klug… Ich war neu, habe diese Dinge nicht richtig verstanden.“ Er habe dem „milderen Urteil“ des Bischofs zugestimmt, weil er „weich geworden“ sei. Vor der Kommission gestand er nun: „Ich habe daraus gelernt.“
Mittlerweile wurde Mauro Inzoli aufgrund neuer belastender Fakten aus dem Priesteramt entlassen. Doch die Kritik im Vatikan hält an. Der englische Vatikan-Journalist Robert Mickens hingegen verteidigt in seiner Internet-Kolumne Franziskus I.: Man müsse berücksichtigen, dass der Papst, „selbst im Alter von achtzig Jahren, einer Zeit, da die meisten Leute in ihren Ansichten altersstarr werden“, eine erstaunliche Fähigkeit zeige: auf verschiedene Meinungen zu hören – und sein Denken und Handeln zu ändern. „Reformorientierte Katholiken sollten das bedenken und nicht die Hoffnung verlieren.“