Kubanische Ärzte, die nach Brasilien entsandt wurden, um dort in armen Gegenden humanitäre Hilfe zu leisten, sind über ihre Regierung in Havanna empört. Denn diese behält drei Viertel des Gehalts in Höhe von monatlich 3620 Dollar, das die brasilianische Regierung an die kubanische Staatskasse überweist, ein. Auf diese Weise sollen die Mediziner gezwungen werden, nach Ende einer Drei-Jahres-Frist zurückzukehren. Dazu mussten sie sich vor ihrer Entsendung verpflichten. Doch viele wollen als selbständige Ärzte lieber in Brasilien bleiben. Rund 150 Klagen sind eingereicht, um die Auszahlung des gesamten Verdienstes zu erzwingen. Die Ärzte fühlen sich durch den Handel Brasilias mit Havanna ausgebeutet.
2013 hatte Kubas Regierung mit Brasilien ein Entsendeabkommen für zunächst drei Jahre geschlossen. 2016 wurde der Vertrag verlängert, die Zahl der Ärzte wurde von einstmals 11400 auf 8000 gesenkt. 2019 sollen es nur noch 7400 sein.
Das medizinische Hilfsprogramm heißt „Mais Médicos“ (Mehr Ärzte). Es unterstützt unterversorgte Regionen Brasiliens. Insgesamt sind bisher 18000 Ärzte daran beteiligt, davon jedoch lediglich 4600 Brasilianer. Die einheimischen Ärzte ziehen es vor, in Gebieten mit besserer Bezahlung und attraktiverer Wohnlage tätig zu sein. Der brasilianische Gesundheitsminister Ricardo Barros hatte neulich bei einem Treffen mit seinem kubanischen Amtskollegen angedeutet, dass das Abkommen über 2019 hinaus verlängert werden könnte. Brasiliens Regierung übt außerdem Druck auf die Gerichte aus, die Klagen abzuweisen beziehungsweise abschlägig zu beurteilen. Einige erstinstanzliche Urteile sowie einstweilige Verfügungen zugunsten der Ärzte sind von höherinstanzlichen Gerichten wieder einkassiert worden.