Hoffnung ist Geschenk, in einem so absoluten Sinn, dass der Mensch das Entscheidende auf keine Weise selber tun kann – wiewohl er anzunehmen und abzulehnen vermag. Das ist nicht wenig.
Die Alten haben gesagt, vor allem zwei Dinge seien, soweit es auf den Menschen ankomme, vonnöten, damit er des Geschenks der Hoffnung teilhaftig werde: Hochgemutheit und Demut, zwei einander anscheinend widerstreitende Dinge also. Einerseits, dass einer sich das Große zumute und sich seiner wert mache, andererseits, dass er sich darin verstehe, Kreatur zu sein.
Aber das Eigentliche bleibt Geschenk. Es wird, wie es schon platonische Weisheit ist, allein den Eingeweihten zuteil. Man kann aber doch wenigstens in die Richtung blicken, aus welcher das Geschenk zu erwarten ist. Die Richtung ist, auf die Weise der Verneinung, angegeben in dem Satz des Neuen Testaments: „Wenn Christus nicht auferstanden ist, dann ist euer Glaube leer.“
Josef Pieper (1904–1997) in: „Von den Tugenden des menschlichen Herzens“ (Topos plus, Kevelaer 2017)