Vom „Geh-Imbiss“ zum Herrenmahl: Neue Formen für die Eucharistiefeier

„Schlange stehen zum Kommunionempfang – eine absurde Praxis angesichts der frühkirchlichen Tradition des Herrenmahles.“ Mit diesen Worten hat Anneliese Hecht, theologische Referentin beim Katholischen Bibelwerk in Stuttgart, eine Neugestaltung der Eucharistie zur Diskussion gestellt. Zu wenig werde heute deutlich, dass es bei der Feier um ein Mahl geht, was nach antiker Auffassung das „Teilen von Leben“ bedeutet, schreibt sie in der österreichischen Internetzeitschrift „feinschwarz.net“.

Dem Charakter eines Mahles widerspreche beispielsweise, dass den Gläubigen nur eine Hostie gereicht wird, ein „auf das Minimum reduziertes Brotscheibchen, eher eine Andeutung von Brot“. Gängige Praxis sei es obendrein, bereits konsekrierte Hostien aus früheren Messfeiern aus dem Tabernakel zu holen. Auch dass den Gläubigen die Kelchkommunion meistens vorenthalten wird, kritisiert Anneliese Hecht. „Es ist dann weder ein wirkliches Essen, weil es so wenig Brot ist, noch ein Trinken, weil in der Regel die Gläubigen nicht aus dem Kelch trinken dürfen.“

Gleich mehrfach passen in der derzeitigen Form der Eucharistiefeier Reden und Handeln nicht zusammen, findet Anneliese Hecht. Nach den Einsetzungsworten „Esst und trinkt“ folgen demnach zu viele andere Elemente, bevor tatsächlich die Kommunion ausgeteilt wird. „Wort und Zeichen sollten enger beieinander sein“, fordert die Theologin: „nach dem Brot- und Kelchwort unmittelbares Essen und Trinken“. Und dies müsse auch wieder stärker an ein feierliches Mahl erinnern. Denn derzeit sei zu beobachten: „Viele lassen sich die Hostie in die Hand geben und stecken sie dann im Weggehen in den Mund, um schon dem Nächsten Platz zu machen, damit alles möglichst schnell vonstatten geht.“ Aus dem Mahl sei so „ein Steh-Imbiss, vielfach sogar ein Geh-Imbiss geworden“.

„So wie es ist, sollte es nicht bleiben“, kommt Anneliese Hecht zum Schluss. Auf dem Weg zu einer erneuerten Eucharistiepraxis schlägt sie vor, als ersten Schritt die Kommunion in beiderlei Gestalt in kleinen Stehkreisen zu empfangen: „Die Gemeinschaft wird zeichenhaft spürbar, und der Empfang des Abendmahls dauert etwas an. Die Glaubenden bleiben innerlich länger bewusst dabei, auch diejenigen, die erst im nächsten Stehkreis nach vorne kommen oder schon vorher im Kreis gestanden hatten.“

Dass es neue Zugänge zur Feier des Gottesdienstes braucht, räumt auch der Trierer Bischof Stephan Ackermann ein. „Wie fremd vielen die Eucharistie geworden ist, erleben wir verstärkt bei besonderen Anlässen, etwa bei Hochzeiten, Begräbnissen oder Taufen“, sagte Ackermann, der soeben zum Vorsitzenden der Liturgie-Kommission der deutschen Bischöfe gewählt wurde, im Interview mit der Katholischen Nachrichten-Agentur. Gottesdienst sei heute „ein Geschehen, das vielen Menschen verschlossen bleibt“.

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