Weltreligion IslamDer arabische Religionsgründer

Mit der Einwanderung vieler Muslime und angesichts des Dschihadismus stellt sich die Frage, wer Mohammed wirklich war – und warum seine religiöse Revolution so erfolgreich wurde.

Die Bücher über Mohammed sind kaum zu zählen. Fast niemand kann sich einen soliden Überblick über sie verschaffen. Wohl aber lassen sich – vereinfacht gesagt – unterschiedliche Typen von Mohammed-Darstellungen unterscheiden. Da sind diejenigen, die davon überzeugt sind, dass Mohammed der von Gott/Allah erwählte Prophet ist, der die Offenbarungen Gottes in Mekka und Medina erhalten und ihnen vertraut hat. Davon sind wohl die meisten Muslime überzeugt. Da sind zum anderen jene Darstellungen, die Mohammed nicht glauben und in ihm sogar einen Betrüger sehen. Dieser Sicht folgten früher viele Christen, wobei die Skeptiker sich heute eher weniger laut äußern, weil sie sich für tolerant halten und den Islam nicht beleidigen wollen. Mehr fällt zum Beispiel ins Gewicht, dass Mohammed selber Gewalt anwendete und Juden umgebracht hat oder umbringen ließ. Das ist für einen „Religionsstifter“ eine schlimme Hypothek. Dann gibt es schließlich Autoren, die sich Mohammed weder gläubig noch ungläubig nähern, sondern einen wissenschaftlichen Zugang suchen. Dazu zählt Marcel Hulspas der sich als Wissenschaftshistoriker versteht.

Hulspas legt die Quellen, also vor allem den Koran und die Hadithe, also alte überlieferte Aussprüche und Handlungen des Propheten, seiner Darstellung zugrunde. Daneben spielen die arabische Wüste, der damalige arabische Polytheismus, die arabische Zeitgeschichte eine große Rolle. So kann sich der Autor in einem breiten Panorama bewegen, in das sich das Leben Mohammeds (ca. 570–632) plausibel einfügt. Da werden alle wichtigen Stationen und Etappen beschrieben, unter anderem seine wenig erfolgreichen Anfänge in Mekka, die frühen Offenbarungen in der Höhle von Hira, der Übergang nach Medina („Hidschra“), die weitere politische Entfaltung seiner Lehre in Medina, der blutige Streit mit den Juden, die Rückkehr nach Mekka, die letzten erfolgreichen Jahre in Mekka, der Tod, die ersten großen Erfolge des Islam. Hinzu kam im Vergleich zum langsamen Wachsen des Neuen Testaments der unglaublich rasche Prozess der sogenannten Kanonisierung, in dem einzelne alte arabische Schriften zusammengetragen und zu einem verbindlichen Koran gefasst wurden. Das alles wird als „Revolution aus der Wüste“ bezeichnet.

Ungewöhnlich ist die Bedeutung des Jahres 602, dem Hulspas eine derart verhängnisvolle historische Rolle zuschreibt, dass er damit seine Darstellung beginnt. In diesem Jahr verbreiteten sich viele Schreckensnachrichten vom byzantinischen Hof in die Welt. Zum ersten Mal wurden ein byzantinischer Kaiser und seine Söhne ermordet. Es kam zu einem blutigen Bürgerkrieg mit den Persern, der als der letzte große Bürgerkrieg der antiken Welt angesehen wird. Danach waren das byzantinische und das persische Reich so geschwächt, dass die Region mühelos einer völlig neuen Macht in die Hände fallen konnte – den Arabern, die seit kurzem einem neuen Glauben anhingen: dem auf Mohammed zurückgehenden Islam. Die ungewöhnlich rasche Ausbreitung des Islam wird bis heute von vielen Muslimen als ein Zeichen dafür angesehen, dass sie von Gott in einer einmaligen Weise erwählt sind.

Leider ist die Sprache des Autors nicht immer angemessen auf sein großes Thema bezogen. Da wünschte man sich Straffungen, Streichungen, manchmal auch mehr Erklärungen. Die Schwächen verhindern wohl, dass dieses eher journalistische Buch zu den bedeutenderen Mohammed-Darstellungen gerechnet werden kann.

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Hulspas, Marcel

MohammedRevolution aus der Wüste

Theiss Verlag, Darmstadt 2017, 623 S. mit 1 Karte, Bibliografie und Register, 29,95 €

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