Auch wenn kein echtes Gemeinschaftswerk vorliegt, weil die Teile zum Alten und zum Neuen Testament voneinander getrennt entstanden sind: Mit dem Autorenpaar Helen Schüngel-Straumann und Klaus Berger erschließen zwei bekannte und recht verschiedene Forscherpersönlichkeiten das große Thema „Geist“. Beiden gelingt es, die wesentlichen inhaltlichen Linien der Rede vom Geist in der Bibel nachzuzeichnen, Beziehungen herzustellen, Entwicklungen und Veränderungen zu skizzieren und auf mehrere hundert Bibelstellen einzugehen, ohne sich dabei in Details zu verzetteln. Das tun sie auf versierte und zugleich sehr unterschiedliche Weise: Helen Schüngel-Straumann, der Eigenart des Alten Testaments entsprechend, stärker historisch und religionsgeschichtlich und unter Einbezug des aktuellen feministischen Forschungsstandes, Klaus Berger stärker systematisch – auch wenn er dies selbst bestreitet.
Nach einführenden sprachlichen Beobachtungen gliedert die Alttestamentlerin die Fülle der Geisttheologie nach den Bereichen Prophetie, Schöpfung und Weisheit. Der Neutestamentler ordnet seine Darstellung nach den Gesichtspunkten „Unsichtbarkeit und Worthaftigkeit“, „An der Schwelle zur Wahrnehmbarkeit“ und „Wahrnehmbare Wirkungen“. Beide Gelehrte kommen darin überein, dass die weibliche Dimension des Geistes ein Grund für seine Vernachlässigung in der Theologie, besonders in der Trinitätstheologie, sein kann. Mit ihrer Darstellung leisten sie einen wichtigen Beitrag, um gegen die Geistvergessenheit anzugehen. Darüber hinaus haben sie ein Lehr- und Studienbuch vorgelegt, das fundiert und vom Umfang her überschaubar ist.
Am Ende steht ein „Dialog“, der erhellend, aber bedauerlicherweise kein wirkliches Gespräch ist, sondern eher ein Rückblick und Resümee aus der jeweiligen Perspektive. Beide Autoren erläutern ihr Vorgehen, benennen, was ihnen wichtig ist, und legen offen, was sie vom anderen gelernt haben. Berger richtet zudem Anregungen und kritische Anfragen an seine Kollegin. An der Stelle wäre man gespannt auf die Replik. Aus den unterschiedlichen Ansätzen hätte ein echter Dialog erwachsen können, der Einblicke in die Voraussetzungen gibt, unter denen jeweils Bibeltheologie betrieben wird. Es würde sich lohnen, diesen Teil in der „Themen“-Reihe zu stärken.