Der Journalist und Literaturkritiker Ulrich Greiner spürt einer „politischen Religiosität“ in seinem neuen Buch nach. Seine „Bekenntnisse“ lassen kein heißes Eisen aus: Flüchtlingspolitik und Willkommenskultur, Islam, Bioethik. Sprachgewandt und stilsicher gibt er tiefen Einblick in seinen Seelenhaushalt, erzählt vom Sündenfall seiner Abkehr von der SPD und der Hinwendung zum Neo-Konservativismus.
Im Kapitel über das Christentum blamieren sich die Rechten à la AfD bis auf die Knochen. Greiner kritisiert mit dem Florett – mal polemisch, mal ironisch – das, was er eine „linksgrüne kulturelle Hegemonie“ nennt. Mediale Deutungshoheiten sind ihm ein Gräuel. Doch wer den Anpassungsmoralismus der Zunft ablehnt, darf nicht auf wohlgesonnene Rezensenten zählen. Diese Kritik aber unterliegt einem Missverständnis: Greiner schreibt keine politikwissenschaftliche Abhandlung, sondern eben Bekenntnisse. Eine hoch subjektive, intellektuelle Selbstvergewisserung. Dass er so nebenbei dem Konservativismus ein scharfes intellektuelles Profil verleiht, ist die Stärke des Buches.