Für die Staatssicherheitsbehörde der DDR waren auch katholische Priester tätig. Das hat eine Studie des Theologen Gregor Buß ergeben. Er spricht von 86 „inoffiziellen Mitarbeitern“. Die Kooperation der Kleriker mit der Stasi hatte eine Vielzahl von Gründen. Das reichte von Erpressung bei Alkoholproblemen oder Verletzung des Zölibats über die Suche nach Vorteilen, wie Reisefreiheit, bis hin zu einer – manchmal auch naiven – Anpassung an die Verhältnisse.
Vielfach diente der Stasi-Offizier als „Seelsorger“ für die Priester, erklärte Buß. „Das war eine interessante Erkenntnis: dass sich so mancher Priester auf die Treffen gefreut hat.“ Er konnte sich auf einem hohen intellektuellen Niveau unterhalten. Wurde die Stasi-Vergangenheit der Priester und Pfarrer lange Zeit kaum beachtet, gibt es jetzt ein Umdenken. Die evangelische Kirche in Norddeutschland etwa will ebenfalls ihre DDR-Vergangenheit aufarbeiten. Dabei soll es um die wissenschaftliche Beschäftigung mit historischen Gründen gehen und um persönliche Geschichten erlittenen Unrechts. Weil alle drei Vorgängerkirchen der Nordkirche, auch die in der alten Bundesrepublik gelegene Nordelbische Kirche, einbezogen werden, soll ein weiterer Schwerpunkt die Beziehung zwischen Ost und West sein, erklärte Landesbischof Gerhard Ulrich.