Wenn ein Arbeiter in Brasilien unter sklavenartigen Umständen ausgebeutet wird und dem nicht widerspricht, kann er nicht mehr den gesetzlichen Schutz vor Sklaverei in Anspruch nehmen. Das bestimmt eine neue Rechtsverordnung, welche die weitaus strengeren Anti-Sklaverei-Gesetze von 1995 aufweicht. Die katholische Landpastoral Brasiliens hat die Neuregelung scharf kritisiert. Jetzt würden nur noch solche Personen als Sklaven gelten, die mit Gewalt zu exzessiver, unwürdiger Arbeit gezwungen sind. Mit der geänderten rechtlichen Grundlage werden laut katholischer Kirche von der aktuellen Regierung die Interessen bestimmter Unternehmer-Lobbygruppen bedient.
Bislang spielte die unfreiwillige faktische Zustimmung des Opfers zu den unwürdigen Arbeitsbedingungen keine Rolle, weil sich die meisten Betroffenen in einer wirtschaftlichen Notlage befinden, ihre Entscheidungsfreiheit entsprechend eingeschränkt ist. Auch die Weltarbeitsorganisation der Vereinten Nationen in Genf hat die Aufweichung kritisiert: „Ab heute verliert Brasilien seine weltweite Vorbildfunktion für die Bekämpfung der Sklaverei“, erklärte Antonio Rosa von der Organisation. Wegen der Gesetze von 1995 waren 50000 Arbeiter aus sklavischen Verhältnissen befreit und die Verantwortlichen zumindest teilweise zur Rechenschaft gezogen worden.