Die große Zahl derer, die vollendet sind, ohne dass wir ihre Namen und ihr irdisches Leben kennen, die gibt es, weil die Unauffälligen von Gott beschenkt werden. Gerade sie hat Jesus seliggepriesen. Heilige sind darum nicht unbedingt nur strahlende Persönlichkeiten, sondern auch gebrochene, schwache, suchende und ringende Menschen ohne großes Format. Sie sind Beispiele dafür, wie Gott auf die spezifischen Nöte der jeweiligen Zeit geantwortet hat und wie Menschen bereit waren, seine Gnade durch ihre Gebrechlichkeit hindurch leuchten zu lassen.
Heilige sind Menschen, die unsere Maßstäbe infrage stellen. Sie hat Gott erwählt, um das Starke zu beschämen. Allerheiligen ist kein Hochleistungsfest, sondern kündet vielmehr vom segensreichen Wirken der Gnade Gottes. Von Gott beschenkt, können wir barmherzig sein; können wir unseren Hunger und Durst nach Gerechtigkeit wachhalten und uns einmischen, wo Unrecht geschieht; können wir andere trösten aufgrund der Hoffnung, die uns erfüllt.
Gerhard Feige aus: „Magnificat. Das Stundenbuch, November 2017“ (Butzon & Bercker, Kevelaer)