Hollywood hat die Bibel neu entdeckt. Das zeigt sich an großen Verfilmungen wie „Exodus“ von Ridley Scott (2014)oder „Noah“ von Darren Aronofsky (2014). Gerade der Film „Noah“ bewegt sich an der Grenze zum Fantasyfilm, was vor allem an den Spezialeffekten liegt. Das macht den Film aber nicht theologisch wertlos, erklärt der Münsteraner Theologieprofessor Reinhold Zwick im „Sonntagsblatt für Steiermark“. „Natürlich trägt Aronofsky durch Special-Effects auch den Genre-Konventionen Rechnung, es sind aber auch einige ganz kluge Schachzüge dabei. Was mich selbst anfänglich am meisten irritiert hat, waren die Gestalten der Wächter, mythologische Riesenwesen aus verkrusteter Lava mit einem Feuerkern. Doch näher besehen verbindet sich mit diesen Figuren, die im apokryphen Äthiopischen Henoch-Buch eine wichtige Rolle spielen …, eine Art Leseanweisung für den Film. Denn sie sind eine ganz bewusst gesetzte Fantasy-Markierung. Man muss hier den amerikanischen Horizont mitbedenken, wo es einen hohen Anteil an evangelikalen bis fundamentalistischen Christen gibt, von denen viele den Kreationismus, also das wortwörtliche Siebentagewerk, verteidigen oder dessen sanftere Form des ‚Intelligent Design‘. Und dagegen setzt Aronofsky mit den Wächtern ein starkes Signal dafür, dass wir hier eine mythische Erzählung vor uns haben – Mythos und Fantasy sind ja Geschwister –, deren Wahrheit nicht auf der Erzähloberfläche liegt, sondern auf einer tieferen Ebene.