Bei geistlichen Berufen herrscht Nachwuchskrise – aber nur in der Kirche, nicht im Fernsehen. Dort tauchen Pfarrer und Ordensfrauen in vielen Serien auf wie zum Beispiel in „Um Himmels willen“ mit der engagierten „Schwester“ Hanna. Die Sendungen erreichen ein Millionenpublikum. Sie laufen und laufen, Staffel um Staffel.
Theologen und Kirchenleute schlagen bei den Unterhaltungsformaten nicht selten die Hände über dem Kopf zusammen, etwa angesichts der vielen – kitschigen – Klischees oder der unrealistischen Darstellung des Seelsorge-Alltags. Doch eine solche Distanzierung sei eine vertane Chance, findet der Theologe Arnd Bünker, Leiter des Schweizerischen Pastoralsoziologischen Instituts in Sankt Gallen. In der Internet-Zeitschrift „feinschwarz.net“ schreibt er: „Aus der Beobachtung, dass ein Millionenpublikum hier seine Erwartungen erfüllt sieht, lässt sich lernen – und zwar mit Blick auf die Merkmale, die Seelsorgende für zahlreiche Menschen sympathisch machen.“
Ein Fingerzeig aus den Serien sei zum Beispiel, dass die „Seelsorger“ stets von den konkreten Nöten der Menschen ausgehen. Sie sind immer ansprechbar und nehmen Partei für die Armen und Schwachen. Nicht zu unterschätzen, so Bünker, ist außerdem, dass die Folgen immer gut ausgehen. Bei aller Parteilichkeit sei deshalb die Bereitschaft zur Versöhnung eine zentrale, positiv gewürdigte Eigenschaft.