„Wenn eine Person genug Geld hat, kann sie unabhängig von anderen leben.“ So erklärt der holländische Kardinal Willem Eijk, warum gerade in westlichen, wohlhabenden Gesellschaften der Wunsch nach aktiver Sterbehilfe laut wird. Das Streben nach Unabhängigkeit könne leicht zu einem „Hyperindividualismus“ verkommen, der auch die unbedingte Selbstbestimmung über das eigene Lebensende fordere.
Als die Niederlande Ende der siebziger Jahre begannen, über Sterbehilfe bei einer tödlichen Krankheit zu diskutieren, habe man sich auf eine schiefe Ebene begeben, sagte Eijk, der in der Bischofskonferenz für bioethische Fragen zuständig ist. Die Tötung auf Verlangen wurde auf immer weitere Fälle ausgedehnt. „Wenn Sterbehilfe für ein bestimmtes Leiden akzeptiert wird, wird es immer die Forderung nach der Legalisierung für andere Fälle geben.“ Derzeit diskutiert Holland, ob auch gesunde Menschen, die mit dem Leben abgeschlossen haben, sich eine Todesspritze geben lassen dürfen.
Schlagzeilen macht aktuell ein Fall, bei dem eine Ärztin eine Demenzpatientin getötet hat, obwohl diese den Wunsch dazu nicht äußerte. Die Ärztin hatte für sich beschlossen, dass die Frau unerträglich leide. Offenbar unterstützten die Angehörigen den Schritt. Denn als sich die Patientin gegen die Injektion des Tötungsmittels wehrte, wurde sie von der Familie festgehalten. Die Staatsanwaltschaft ermittelt.