Nach dem jüngsten Massenmord in einer texanischen Baptistenkirche wurde erneut gefordert, die liberalen amerikanischen Waffengesetze zu verschärfen. Allerdings gibt es wegen ähnlicher früherer Bluttaten auch gegenteilige Reaktionen, in den Kirchengemeinden selber. Verschiedene evangelikale Pastoren wünschen sich mehr Selbstschutz vor Attentätern beziehungsweise Amokläufern. Sie fordern ihre Gemeindemitglieder auf, ihre eigenen Waffen in die Kirche mitzubringen, um im Fall des Falles einen Angreifer wirksam abwehren, unschädlich machen zu können.
An der „Lighthouse Mexico Church of God“ im kleinen Örtchen Mexico im Bundesstaat New York hängt am Eingang eine Tafel mit der Droh-Botschaft. „Wir sind keine schusswaffenfreie Zone.“ Der zuständige Pastor Ronald Russel erlaubte bereits vor zwei Jahren unter dem Eindruck des Massakers des Rassisten Dylan Roof in einer schwarzen Gemeinde in Charleston, South Carolina, Waffen in seiner Kirche: „Wenn ich meine Leute nicht beschütze, mache ich mich zum Komplizen.“ Die Kirchengemeinde bietet ein Selbstverteidigungs-Training an. Wie hunderte andere Gemeinden in den USA, die ihre Sicherheit verstärken.
„Die Pastoren ziehen endlich den Kopf aus dem Sand“, lobte Barry Young die Erlaubnis von Pastoren, Waffen sogar im Gottesdienst zu tragen. Youngs Firma „Strategos International“ in Montana hat sich auf das Training der frommen Kundschaft spezialisiert. Landesweit hat das nach eigenen Angaben „christliche Unternehmen“ schon 20000 Kirchgänger im Umgang mit Schießeisen trainiert. „Ich wünschte, wir lebten noch in den fünfziger Jahren“, so Young. „Aber 2017 müssen sich die amerikanischen Kirchen ändern.“
„Schwerter zu Pflugscharen“ ist auch nicht der Leitgedanke der „Oasis Church of All Nations“ in Oxford, Mississippi. Eine Gemeinde-Tombola verloste zwei Schnellfeuer-Gewehre als Hauptpreise. Es heißt, die Zehn-Dollar-Lose waren der Renner bei der Sanierung der Gemeindekasse.