Mit Spannung war erwartet worden, wie Papst Franziskus in Myanmar die schreckliche Vertreibung der muslimischen Minderheit der Rohingya durch militante Buddhisten ansprechen würde. Die „Frankfurter Allgemeine“ lobte die „erfreulich deutliche“ Stellungnahme: Die Rechte aller Volksgruppen müssten geachtet werden, habe er seinen Gastgebern ins Stammbuch geschrieben. „Religiöse Unterschiede dürften nicht als Grund für Diskriminierungen gelten. Wer verstehen will, hat verstanden. Dazu musste Franziskus gar nicht, wie ihm geraten worden war, das Wort ‚Rohingya‘ aussprechen. Die Frage ist, ob seine Zuhörer wirklich verstehen wollten. Für sie ist die muslimische Minderheit in Burma eine Ansammlung illegaler Einwanderer aus Bangladesch, die gefälligst wieder aus dem (eigenen) Land verschwinden soll. Dass der Rest der Welt das anders sieht, hat die de facto immer noch vom Militär beherrschte Regierung bisher wenig gekümmert.“ Der Artikel endet mit dem Satz: „Die Hoffnung stirbt zuletzt.“
Die „Süddeutsche Zeitung“ hingegen äußerte sich „enttäuscht“: Papst Franziskus habe nicht „als unerschrockener Anwalt der Unterdrückten“ gesprochen, sondern als „geschliffener Diplomat“ und sei damit von seiner eigenen Linie abgerückt. Er „nimmt sich also zurück. Aber das hat seinen Preis: Er untergräbt seine moralische Autorität… Er nimmt damit Rücksicht auf die kleine christliche Gemeinde in Myanmar. Er will vermeiden, dass seine Worte gegen seine Glaubensgemeinschaft verwendet werden könnten… Dass Franziskus I. seine Schäflein schützen will, ist verständlich. Aber muss es gleich Rückzug auf der ganzen Linie sein?“
Bei Redaktionsschluss hatte Papst Franziskus den Besuch in Myanmar noch nicht beendet, die zweite Station Bangladesch also noch nicht erreicht.