Wenn du nachts wach liegst, um zu beten, denk nicht an die Qual, die dir das Wachen bereitet, sondern an das freudige Vertrauen, mit dem das Gebet dich erfüllt… Im Herzen der Nacht, wenn alle Menschen und Tiere im tiefsten Schlaf, in tiefster Ruhe versunken sind, bist du allein es, der wacht, und voller innigem Vertrauen sprichst du mit dem Herrn über die ganze Welt: Das ist etwas Großartiges und Schönes. Sicherlich, auch der Schlaf ist süß; aber nichts ist süßer als das Gebet. Während du, ganz allein, mit Ihm sprichst, während nichts dich beschäftigt, während nichts dein Gebet stört, kannst du wahrhaft vieles bewirken. Eben diese Stunden der Nacht verleihen deinen Bitten mehr Kraft, und all deine Wünsche werden erhört.
Johannes Chrysostomos (ca. 344 – 407) aus: „Bruder Tod“ (Herder, Freiburg 2017)