Der Lebensweg des neuen Erzbischofs von Paris, Michel Aupetit, ist einzigartig und ungewöhnlich. Er wuchs in einer Arbeiterfamilie in Versailles auf, in der Religion keine große Rolle spielte. Er studierte Medizin und arbeitete bis 1990 im nördlichen Pariser Vorort Colombes als Hausarzt. Mit 39 Jahren trat er ins Priesterseminar ein, studierte Theologie und wurde Seelsorger. „Damals war ich Arzt, um für das Leben zu kämpfen. Heute bin ich im Dienst des ewigen Lebens.“ Bald wurde der leutselige Priester zum Generalvikar des Erzbistums ernannt, dann zum Weihbischof. Vor drei Jahren wurde er Diözesanbischof in Nanterre.
Aupetit wurde 1951 geboren. Er ist also durchaus keine „junge Wahl“. Aber der Pariser Bischof hat trotz des französischen Laizismus durchaus eine gewisse Autorität in dieser sehr zentralistisch auf Paris hin orientierten Nation. „La Croix“ schrieb, die Stimme der Katholiken sei zuletzt allerdings nicht ausreichend zu hören gewesen: „Oft, weil es ihnen in den Medien verweigert wurde. Aber genauso oft, weil die Christen sich davor fürchten, das Wort zu ergreifen. Die Männer und Frauen von heute warten aber auf ein Wort des Vertrauens und der Hoffnung. Selbst wenn die Medienlandschaft sich als widerständig zeigt – man sollte das Risiko eingehen.“ Diese Rolle soll künftig Michel Aupetit ausfüllen.