Herr, hier sind meine Hände, lege darauf, was Du willst, nimm hinweg, was Du willst, führe mich, wohin Du willst, in allem geschehe Dein Wille. Mit einem solchen Gebet bin ich wie ein Adler, der seine Flügel ausbreitet. Der sich abstößt vom Boden der Ichhaftigkeit und des Eigensinns. Der seiner Sehnsucht nach der Weite Gottes freien Lauf lässt.
Aber kann ich ehrlich so beten? Manchmal zucken meine Hände zurück, verkrampfen sich, wollen festhalten. Und was dann? Dann stelle ich mir Gottes Hände vor. Beim Propheten Jesaja sagt Gott: „Sieh her, ich habe dich in meine Hand geschrieben“ (49,16). Meine Sehnsucht ist schon in Gottes Händen angekommen. Ich versuche, sie einzuholen mit dem Gebetsruf des Advents. Die Sehnsucht der Völker, komm!
Werner Thissen in: „Für uns Mensch geworden“ (Herder, Freiburg 2016)