„Ganz entscheidend war für mich, dass ich neben den strengen Regeln des Katechismus das große Glück hatte, mit Menschen aufzuwachsen, die frei im Geiste waren… Diese freigeistige Art hat mich geprägt. Deshalb kann ich heute sagen, dass Christsein für mich auch bedeutet, Widersprüche auszuhalten. Das Gottesbild, das in den Gottesdiensten geprägt wird, ist für mich an Naivität kaum zu überbieten. Etwa bei den Fürbitten. Da ist kein Gott, der alles macht. Das tut er nicht. Obwohl ich das weiß, glaube ich trotzdem an ihn und bete zu ihm. Aber diese Paradoxie zu ertragen, ist mir wichtig. Ich bin vor gut einem Jahr schwer erkrankt. Und ja, ich habe Angst und bete zu Gott, dass er mich heilen möge. Mein Verstand sagt mir, dass dies eine Illusion ist. Dennoch vertraue ich Gott mein Schicksal an.“
Rolf Bauerdick (Journalist, Fotograf, Roman-Autor und CIG-Mitarbeiter; über die Bedeutung des Glaubens in den Widersprüchen des Lebens und des Religiösen selbst; in „Stadt Gottes“; zuletzt erschien sein Buch „Wenn Gott verschwindet, verschwindet der Mensch – Eine Verteidigung des Glaubens“, DVA)