1618 – 2018: Der Traum vom Frieden

Kaum sind die Feierlichkeiten zum Reformationsjubiläum vorbei, naht schon ein neues Gedenkjahr. 2018 jährt sich zum 400. Mal der Beginn des Dreißigjährigen Kriegs, der sich zwischen 1618 und 1648 über ganz Europa ausdehnte. Vielfach wird das damalige Schlachten, die unfassbare Grausamkeit, als zwingende Folge der reformatorischen Spaltung verstanden. Diesen Krieg hätte es ohne Luther nicht gegeben. Der Berliner Politikwissenschaftler Herfried Münkler erklärte in der Katholischen Nachrichten-Agentur jedoch: Mit dem Augsburger Religionsfrieden sei es bereits 1555 durchaus gelungen, den religiösen Konflikt einzuhegen.

Im Dreißigjährigen Krieg habe die konfessionelle Dimension allerdings immer eine Rolle gespielt. „Religion fungierte vor allem als Brandbeschleuniger für hegemoniale oder innere politische Konflikte.“ Diese säkularen Konflikte wiederum schafften die Möglichkeit, den religiösen Streit in aller Härte auszutragen.

Heute sei es hierzulande nicht mehr vorstellbar, wie sich Millionen Menschen wegen unterschiedlicher Vorstellungen über das Abendmahl, das „Messopfer“, die Sakramente, das Gnadenverständnis umbringen konnten. „Wir leben heute in Europa in religiös erkalteten Gesellschaften.“ Aber auf dem Balkan, im Nahen Osten, in Indien oder Pakistan, vor allem beim Dschihadismus, sieht man, welchen Sprengstoff die Religion weiterhin birgt und wie sehr sie Gesellschaften spalten kann. Obwohl der Dreißigjährige Krieg schon lange zurückliegt, gibt es „verblüffende Parallelen“ zu den Konflikten im Nahen Osten heute, beobachtet Münkler.

Der Krieg im 17. Jahrhundert führte erstmals zu großen Flüchtlingsströmen. So musste etwa ein Zehntel der böhmischen Bevölkerung aus Glaubensgründen die Heimat verlassen. Damals vermischte sich das Streben der großen Mächte um die Vormacht in Europa mit einem reichsinternen Konflikt zwischen Kaiser und den Ständen sowie dem Konfessionskonflikt. „Auch in Nahost geht es seit dem arabischen Frühling um innere Verfassungskonflikte, dazu die Auseinandersetzung zwischen Sunniten und Schiiten und den Kampf um die Vorherrschaft zwischen Iran und Saudi-Arabien in der Region.“ Stets leidet die Bevölkerung unter plündernden Söldnertruppen, Belagerung und einer Strategie des Aushungerns. „Es gibt kein Gewaltmonopol mehr; der Krieg schwelt immer länger vor sich hin.“

Papst Franziskus erklärte zum kirchlichen Weltfriedenstag, der in der katholischen Kirche am 1. Januar gefeiert wird: Viele Menschen, ob heute oder in der Vergangenheit, haben an den „Traum“ einer Welt des Friedens geglaubt. Sie haben Zeugnis dafür angelegt, „dass es sich dabei nicht um eine unrealisierbare Utopie handelt“.

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