Christus ist in der Welt erschienen und hat dem ungeordneten Kosmos Schönheit verliehen und ihn erleuchtet. Die Sünde der Welt nahm er auf sich, und den Feind der Welt hat er entmachtet. Geheiligt hat er die Wasser und ihre Quellen und der Menschen Seelen erleuchtet. Wunder über Wunder reihte er aneinander. Heute teilen sich Erde und Meer des Erlösers Gnade, und die ganze Welt ist von Freude erfüllt. Das heutige Fest der Theophanie (Gotteserscheinung) übertrifft das vorausgegangene (der Geburt) mit noch größeren Wundern: Am vergangenen Fest freute sich die Erde über die Geburt des Erlösers, da sie in der Krippe den Herrn aller Dinge trug. Am heutigen Fest freut sich das Meer über alle Maßen …, da es durch die Vermittlung des Jordan den Segen und die Heiligung empfing… Dort verkündete ein Stern, der im Osten aufging, die Geburt des Kindes; hier aber legt der zeugende Vater vom Himmel her Zeugnis für den Täufling ab. Dort wanderten Magier vom Osten her und brachten ihm als König Gaben dar; hier aber kommen Engel vom Himmel und bieten ihm als Gott ihren Dienst an. Dort war er mit Windeln umwickelt; hier aber löst er die Bande der Sünden. Dort zog der König das Purpurkleid des Leibes an; hier aber bekleidete die Quelle den Fluss. Kommt und betrachtet das Wunder des Paradoxons: Die Sonne der Gerechtigkeit badet sich im Jordan, das Feuer lässt sich im Wasser untertauchen, und Gott lässt sich von einem Menschen heiligen. Die ganze Schöpfung ruft heute mit lautem Lobpreis: „Gesegnet sei er, der kommt im Namen des Herrn!“ (Ps 118,26).
Proklos (Patriarch von Konstantinopel, gestorben 446) aus: „Jesus Christus – Das Licht aus der Höhe“, von Lothar Heiser (EOS, Sankt Ottilien)