Indien ist ein Land voller Widersprüche. Der Ausgang der Parlamentswahlen in den Bundesstaaten Gujarat und Himachal Pradesh zeigt dies einmal mehr: Obwohl achtzig Prozent der Inder laut einer Umfrage gegen die Verquickung von Religion und Politik sind, hat die hindunationalistische BJP von Premier Narendra Modi, die einen hinduistischen Gottesstaat anstrebt, ihre Macht gefestigt. In Himachal Pradesh löst sie die Kongresspartei der Gandhi-Nehru-Dynastie sogar ab. Diese stellt jetzt nur noch in vier der 29 indischen Staaten die Regierung. In den beiden Bundesstaaten hat die BJP ihre Wahlkämpfe mit antimuslimischen Parolen geführt. Die Kongresspartei hingegen hat zum ersten Mal dezidiert gegen die „Hinduisierung“ Indiens Stellung bezogen. Seit der Machtübernahme der BJP 2014 hat die Gewalt radikaler Hindugruppen gegen die muslimischen und christlichen Minderheiten sowie gegen Kritiker der hindunationalistischen Bewegung stark zugenommen.