Der spanische Schriftsteller Javier Cercas beobachtet eine „totale Emotionalisierung der Politik“. Die Folgen der Finanzkrise von 2008 ähnelten der Entwicklung nach der Wirtschaftskrise 1929, sagte er im Interview mit der „Süddeutschen Zeitung“. Es gebe neue, charismatische Führer und Versprechen, die komplexen Probleme ließen sich einfach lösen – „wie in Heldengeschichten“. Die Wahrheit spiele keine Rolle mehr. In jedem Land zeige sich die Unzufriedenheit der Menschen entsprechend den jeweiligen Rahmenbedingungen anders, etwa als Separatismus oder Rechtspopulismus.
Dazu komme der Faktor Langeweile. Was mit den Unabhängigkeitsbestrebungen in Katalonien deutlich geworden sei, sei auch „Ausgeburt einer saturierten Gesellschaft“. Viele glauben, dies sei das „Abenteuer ihres Lebens“. Man könne gegen eine vermeintliche Diktatur aufstehen, ohne Folgen befürchten zu müssen. „Viele erhoffen sich davon Sinn für ihr sinnentleertes Leben.“