Christus ist der einzige Erlöser des Menschen und der Menschheit insgesamt. Dass dieses Bekenntnis das Zentrum des christlichen Glaubens bildet und die Wahrheit für alle sei, auch für Andersgläubige – diese Sicht hat die vatikanische Glaubenskongregation erneut – in einem Dokument an die Bischöfe – erläutert. In dem Text „Placuit Deo“ (Es hat Gott gefallen) wird beklagt, dass es diese christliche Überzeugung in der Welt von heute schwer hat. Viele Menschen meinten, sie bräuchten Gott nicht oder könnten sich aus eigener Kraft selbst erlösen, etwa indem sie sich selbst verwirklichen. Andere würden das Heil als rein persönliche, innerliche Angelegenheit auffassen. Beide Haltungen aber „entstellten“ den Glauben.
In dem Dokument wird gesagt, dass die aktuellen Gefahren vergleichbar mit früheren Häresien seien: Schon der Pelagianismus und der Gnostizismus hätten in den ersten Jahrhunderten einen übersteigerten Individualismus beziehungsweise die Verachtung des Leibes ausgerufen. Es gebe jedoch auch einen großen Unterschied: Denn anders als damals komme heute die Säkularisierung in weiten Teilen der Welt noch hinzu. Die Christen werden in dieser Situation zur Mission und Evangelisierung „mit allen ihren Kräften“ aufgerufen, um alle Menschen zum Heil in Christus zu führen.
Wie aber ist die Spannung zwischen den langen Epochen der Menschheitsgeschichte ohne Kenntnis des historischen Jesus, ohne Christus-Offenbarung und dem erst 2000 Jahre alten Christusverständnis zu lösen? Abgesehen vom Problem, dass die überwiegende Mehrheit der heutigen Menschheit ebenfalls dem Christusglauben fernsteht. Mit diesen insbesondere evolutionsgeschichtlichen Fakten befasst sich der Text nicht, obwohl ständig davon die Rede ist, dass sich die Theologie mit den Wahrheiten der Naturwissenschaften auseinandersetzen muss. Es heißt lediglich in einer allgemeinen binnendogmatischen Behauptung: „In keinem Augenblick des Weges der Menschheit hat Gott aufgehört, den Kindern Adams sein Heil anzubieten.“