Zum Jahrestag des sogenannten Anschlusses Österreichs an Hitlerdeutschland haben die Kirchen eine Mitschuld an jener Entwicklung eingeräumt. Die Politik und die Glaubensgemeinschaften hätten 1938 zu wenig entschlossen auf den Nationalsozialismus reagiert. Ein entsprechendes Dokument verabschiedete der Ökumenische Rat der Kirchen in Österreich.
„Wir sehen es am Beispiel der Evangelischen Kirche“, erklärte der evangelische Bischof Michael Bünker, „dass sich in den damaligen Jahren eine gefährliche Irrlehre breitgemacht hat. Sie war besonders durch Antisemitismus gekennzeichnet.“ Christliche Haltung müsse jedoch davon ausgehen, dass jeder Mensch von Gott mit unantastbarer Würde gesegnet sei, „die völlig unbestritten und ohne jeden Zweifel bewahrt bleiben muss“. Die Geschichte zeige, dass es in einer Demokratie notwendig ist, „im Interesse der Freiheit auch die eigenen weltanschaulichen Lager und Grenzen ein Stück weit zu überschreiten und Verbindungen einzugehen“. Nur wenn in Österreich Brücken zwischen den ideologischen Polen bestanden hätten, wäre der „Aggressivität des Nationalsozialismus etwas entgegenzusetzen gewesen“.
In der Nacht vom 11. auf den 12. März 1938 waren nationalsozialistische Truppen in Österreich einmarschiert und wurden größtenteils begeistert empfangen. Am 13. März trat das Gesetz über den „Anschluss“ in Kraft, mit dem Österreich und das Deutsche Reich vereinigt wurden.