Streit über armenischen Patriarchen in der Türkei

Im armenisch-apostolischen Patriarchat von Konstantinopel gibt es Streit um die Nachfolge für den erkrankten Patriarchen. Seit 2008 ist Mesrob II. schwer dement. Weil das armenische Kirchenrecht den Fall eines amtsunfähigen Patriarchen nicht vorsieht, blieb die Gemeinde zunächst führungslos. 2010 wählte der Kirchenrat Bischof Aram Atesyan zum Stellvertreter und amtierenden Kirchenoberhaupt. Seine Ernennung wurde von der türkischen Regierung bestätigt, wie es in der Türkei gesetzlich noch immer vorgeschrieben ist.

Die armenische Gemeinde ist tief gespalten über ihr Verhältnis zum türkischen Staat. Atesyan steht für den Flügel, der sich für ein gutes Verhältnis zur Regierung einsetzt. Um den Streit zu schlichten, schaltete sich der Katholikos der armenischen Kirche in Etschmiadsin, Karekin II., ein. Unter seiner Vermittlung einigte sich die Gemeinde auf Karekin Bekdjian als Statthalter des Patriarchen, der Neuwahlen vorbereiten sollte. Die türkische Regierung machte diese Pläne jetzt zunichte. In einem Schreiben übermittelte sie, dass es keinen Anlass für eine Neuwahl des Patriarchen gebe, solange der alte noch lebe. Den Statthalter Bekdjian erkenne man nicht an und betrachte stattdessen weiterhin Atesyan als rechtmäßigen Vertreter. Die Gemeinde folgte der Vorgabe Ankaras.

Bekdjian zeigte sich enttäuscht über die Positionierung der Gemeinde. Auch in Etschmiadsin führt man die gegenwärtige Krise vor allem auf Spaltungen innerhalb der Gemeinde zurück, berichtet die Wiener Ökumene-Stiftung „Pro Oriente“. Diese Uneinigkeit hätte die Einmischung von außen erst ermöglicht. Die Führungskräfte des Patriarchats sollten nun persönliche Interessen beiseitelegen. Etschmiadsin forderte die türkische Regierung auf, die Neuwahl zu gestatten. Dem armenisch-apostolischen Patriarchat von Konstantinopel gehören rund 70000 Gläubige an.

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