„Martin Schulz, Elon Musk, Lionel Messi: Kaum ein Tag vergeht, an dem nicht ein Prominenter der Gegenwart zum neuen Messias ausgerufen wird. Das Label vom Heilsbringer ist inflationär geworden. Doch auch Jesus Christus war alles andere als konkurrenzlos – vor allem im ersten Jahrhundert nach seiner Geburt“, schreibt der Journalist Sebastian Hollstein auf „Spektrum.de“. Ursprünglich bezeichnete der Begriff „Maschiach“, hebräisch für „Gesalbter“, eine herausgehobene Führungsfigur. „Vor allem die Katastrophe des Babylonischen Exils und die Zerstörung des Tempels Salomons im 6. Jahrhundert v. Chr. ließen die Nachfrage nach einer ausgemachten Erlöserpersönlichkeit steigen. Und auch wenn diese ein Mensch sein musste, so verlangte das Anforderungsprofil nahezu Übermenschliches: Der Messias, der ein männlicher Nachfolger König Davids und Angehöriger des Stammes Juda sein sollte, musste etwa das jüdische Volk aus dem Exil zurück nach Israel bringen, es dort vereinen, einen neuen Tempel errichten und – als wäre das noch nicht genug – den Weltfrieden schaffen. Oft waren daran endzeitliche Vorstellungen … geknüpft.“
Der jüdische Geschichtsschreiber Flavius Josephus nennt mehrere dieser messianischen Retterfiguren. Jesus kommt jedoch nur an einer Stelle vor: Der Hohepriester Ananos verurteilte Jakobus, „den Bruder des Jesus, der Christus genannt wird“. Hollstein: „Diese eher nebensächliche Erwähnung des heute prominentesten Messias legt möglicherweise nahe, dass Jesus keiner genaueren Beschreibung bedurfte – weil die Geschichte entweder gut bekannt oder nicht der Rede wert war.“