Wieder ein terroristischer Anschlag. In Frankreich diesmal, in Trèbes, im Süden des Landes. Erneut hat ein radikal-islamischer Attentäter Geiseln genommen, Menschen getötet. Die Medien berichteten professionell: Was ist passiert? Wer war der Täter? Wie reagiert die Politik? Ein paar Stunden kam die Bluttat ganz vorne in den Nachrichtensendungen und auf den aktuellen Internetseiten. Dann wurde sie bereits wieder von anderem verdrängt. Nachrichtenroutine in Zeiten des Terrors. Wieder ein Anschlag eben.
Dennoch war ein Umstand bei diesem Terrorakt anders. Und es ist geboten, dies festzuhalten, herauszustellen. Als der Attentäter sich in einem Supermarkt verschanzt hatte, bot sich der Polizist Arnaud Beltrame als Geisel an. Er ging hinein, im Austausch ließ der Terrorist eine Frau gehen. Beltrame bezahlte seinen Einsatz mit dem Leben. Der Mörder schoss auf ihn, stach mit einem Messer auf ihn ein, schnitt ihm die Kehle durch. Stunden später erlag der Polizist seinen schweren Verletzungen.
Es wurde darauf hingewiesen, dass Arnaud Beltrame erst vor wenigen Monaten genau diese Situation „durchgespielt“ hatte. Seit dem Anschlag auf einen Supermarkt für koschere Waren in Paris vor drei Jahren hat Frankreich seine Anti-Terror-Strategie erneuert und deutlich effizienter gemacht. Doch lassen sich solche Extrem-Lagen wirklich bis ins Letzte trainieren? Bei der technischen Seite mag das gehen. Man kann zum Beispiel üben, ein eingeschaltetes Handy in die Nähe eines Täters zu bringen, wie es Arnaud Beltrame in Trèbes getan hat.
Die Grundhaltung der Nächstenliebe dagegen bringt ein Mensch mit – oder eben nicht. Frankreich und die Welt feiern Arnaud Beltrame als Helden. Er wurde mit dem Orden der Ehrenlegion ausgezeichnet. Präsident Emmanuel Macron sagte über den Polizisten: „Während der Name des Mörders schon vergessen wird, wird der Name Arnaud Beltrame immer für französisches Heldentum stehen.“
Dass der 44-Jährige sein Land liebte, steht außer Frage. Als Polizist war Beltrame Staatsdiener. Doch es ist nicht zu viel gesagt, dass sich sein „Heldentum“ noch aus einer anderen Quelle speiste. Nicole Beltrame, die Mutter des Ermordeten, beschrieb ihren Sohn als außergewöhnlich selbstlosen Menschen. Arnaud Beltrame war gläubiger Christ, Katholik. Erst als Erwachsener war er zum Glauben gekommen. Im Sommer wollte er kirchlich heiraten. Er habe seinen Glauben nicht verheimlicht, sondern ausgestrahlt und von ihm Zeugnis abgelegt, erinnern sich in Medienberichten Menschen, die ihn kannten.
„Allahu Akbar“, Gott ist groß, soll der Attentäter geschrien haben. In seiner Verblendung, seinem Hass meinte er, mit Mord das durchsetzen zu müssen, was aus seiner Sicht der Wille Gottes war: der Tod der „Ungläubigen“.
Wie anders war die Überzeugung Beltrames. Es ist die Haltung unzähliger christlicher Bekenner und Märtyrer vor ihm, etwa eines Maximilian Kolbe, der einst anstelle eines Mithäftlings in den Hungerbunker ging. Sie alle waren geprägt vom Vorbild Jesu, der laut Johannesevangelium gesagt hat: „Es gibt keine größere Liebe, als wenn einer sein Leben für seine Freunde hingibt“ (15,13). Der Nazarener war ganz für andere da. Proexistenz nennen das die Theologen. Hingabe. Freiwillig nahm Jesus Leid und Kreuz auf sich, um die Spirale der Gewalt und die Macht des Todes zu brechen.
Beltrames Verlobte Marielle erklärte, es sei für sie „nicht ohne Bedeutung“, dass ihr Mann – sie hatten bereits standesamtlich geheiratet – kurz vor Beginn der Karwoche gestorben ist. „Mit großer Hoffnung erwarte ich an Ostern die Feier der Auferstehung mit ihm.“