Der ruandische Staatspräsident Paul Kagame hat ein einwöchiges Gedenken an die rund 800000 im Völkermord von 1994 umgebrachten Menschen angeordnet. „Möge Gott uns helfen, unsere Einigkeit als Ruander zu bewahren, und uns die Kraft geben, das zu bekämpfen, was uns entzweit“, sagte Kagame, der wegen seiner autokratischen Amtsführung umstritten ist, aber dem Land auch zu einem Stabilisierungsprozess und wirtschaftlichen Aufschwung verholfen hat. An der Genozid-Gedenkstätte in Kigali legte Kagame einen Kranz nieder und entzündete zusammen mit seiner Frau eine „Flamme der Erinnerung“.
Am 7. April 1994 begann das Blutbad, bei dem Extremisten des Hutu-Stammes Angehörige der Tutsi sowie gemäßigt gesinnte, mit Tutsi befreundete Hutu umbrachten. Kagame hat mit den Rebellen seiner „Ruandischen Patriotischen Front“ das Morden beendet und die Regierung übernommen. Nach wie vor nicht sicher ausgeschlossen ist, ob Kagame in den Abschuss des Flugzeugs mit dem einstigen Hutu-Präsidenten am 6. April 1994 verwickelt war. Dieses Attentat hatte den Empörungsmob und die Massaker der Hutu-Milizen in Gang gesetzt. Kagame habe sich daraufhin zum Retter Ruandas aufschwingen und die Macht ergreifen können, lautet eine Theorie. Allerdings haben verschiedene Ermittlungen Kagame entlastet und den Flugzeugabschuss der Hutu-Präsidentengarde zugeschrieben.
So sind die Urteile geteilt: Die einen verweisen auf Kagames Erfolgsgeschichte zum Wohl des ostafrikanischen Landes, andere werfen ihm eine harsche Unterdrückung der Opposition und drastische Einschränkung der Pressefreiheit vor. Die „Patriotische Front“ Kagames hat kriegerisch in den Unruheherd des östlichen Kongo eingegriffen, dort Bodenschätze ausgebeutet, Massaker an der Bevölkerung verübt und sich grausam an jenen Hutu gerächt, die nach dem Völkermord aus Angst vor den neuen Machthabern in jene Region geflüchtet waren. Es heißt, Kagame habe selber auf die beiden Kongokriege seit den neunziger Jahren massiv Einfluss genommen, sich über seine militärischen Gefolgsleute daran beteiligt.