Man kann die Auferstehung nicht begreifen, sagt Jesus seinen Zuhörern und besonders den Christen, wenn man sie vom Leben trennt und mit nichts als dem Tod als ihrem einzigen „Bewährungsfeld“ in Verbindung bringt. Wer an die Auferstehung im Sinne Jesu glauben und durch diesen Glauben getröstet sein will, muss sich an das Leben auf der Erde halten, andernfalls wäre sein ganzer Auferstehungsglaube halt- und trostlos.
Jesus spricht vom Abstieg und Eingehen in die Tiefe alles Wirklichen. Er spricht vom Weizenkorn, das Frucht bringt, wenn es in die Erde fällt. Es geht bei der Auferstehung nicht um die Aufhebung der Zeit zugunsten einer imaginären, mystischen oder philosophischen Ewigkeit wie bei Sokrates, sondern um die qualitative Aufwertung der Zeit. Sie soll Frucht bringen, wie das Korn, indem sie investiert und verausgabt wird. „Was hat das Stroh gemein mit dem Korn?“, fragte schon der Prophet Jeremia (23,28) und wetterte gegen die Lügenpredigten der falschen Tröster unter den Propheten. Man muss das sterbliche Leben hingeben, um es zu gewinnen.
Die Zeit und das Leben lassen sich nicht festhalten, nicht durch philosophische Spekulationen, nicht durch Weisheit. Allein Hingabe und Barmherzigkeit lösen das Todesproblem.
Tiemo Rainer Peters in: „Entleerte Geheimnisse“ (Matthias Grünewald, Ostfildern 2017)