Nun haben es die sieben Bischöfe, die der Mehrheit der deutschen Bischofskonferenz widersprechen, doch erreicht: Was bedeutende Theologen geklärt hatten – dass evangelische Partner in einer konfessionsverbindenden Ehe zur Kommunion gehen dürfen –, ist wieder infrage gestellt und durch Rückfrage beim Papst zur „Chefsache“ geworden. Franziskus I. hat wider Erwarten schnell reagiert. Der Vorsitzende der Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, soll zum Gespräch in den Vatikan kommen. Offiziell ist von einer „Einladung“ die Rede. Die Kommentatoren spekulieren, ob der Papst dem Konferenz-Vorsitzenden den Rücken stärken oder ihn zurechtweisen will, weil er vor Veröffentlichung des Beschlusses Rom nicht informiert und die Rückmeldung aus der Kurie nicht abgewartet hat. Auch Kardinal Rainer Maria Woelki, der den Widerstand anführt, soll beim Gespräch dabei sein, ebenfalls der Münsteraner Bischof Felix Genn, Mitglied der vatikanischen Bischofskongregation – und andere.
So unerlässlich das Ringen um theologisch verantwortbare Lösungen immer ist: Die Intrigen, Machtkämpfe, Unaufrichtigkeiten, die hier zutage treten, schaden auf extreme Weise der Kirche nicht nur hierzulande. Ihr Erscheinungsbild hat in der Breite der Bevölkerung ohnehin schon mächtig gelitten, zuletzt besonders durch die Missbrauchsskandale. Nun kommt der aktuelle Streit dazu, dessen verheerende Wirkung auf die Atmosphäre man nicht unterschätzen sollte. So vermag zurzeit nur die Menschenfreundlichkeit von Papst Franziskus die klerikale „Sonderwelt“, wie sie viele empfinden, zu erhellen. Man muss nur einmal in die Kommentare und die sozialen Netzwerke schauen, um zu ermessen, wie welt- und glaubensfremd Leserinnen und Leser den Bischofsstreit über die Kommunion empfinden. „Habt ihr keine anderen Sorgen?“, fragt zum Beispiel ein Nutzer auf Facebook die Bischöfe. Ein katholischer Ehemann in einer konfessionsverbindenden Ehe erklärt, dass er ohnehin seit langem nur noch zum evangelischen Abendmahl geht. „Dort bin ich willkommen, während meine Frau in meiner katholischen Kirche abgelehnt wird.“
Fest steht jetzt schon, dass der Eucharistiestreit ein neuerlicher Tiefpunkt ist. „Eine Art Kirchenimplosion findet statt“, warnte soeben der Wiener Theologe Paul Zulehner. Tatsächlich: So schafft sich Kirche in letzter Konsequenz selber ab. In seinem neuen Schreiben „Freut euch und jubelt“ über den Ruf zur Heiligkeit in der Welt von heute sagt Papst Franziskus es drastisch: „Es ist wahr, dass wir die Tür unseres Herzens öffnen müssen, denn er (Jesus; d. Red.) klopft an und ruft (vgl. Offb 3,20). Allerdings frage ich mich manchmal, ob Jesus – wegen der stickigen Luft unserer Selbstbezogenheit – in unserem Inneren nicht schon klopft, damit wir ihn hinauslassen.“