Die wissenschaftliche Theologie wird von den Menschen zu sehr mit „Kirche“ gleichgesetzt. Das sei einer der Gründe, warum Theologie heute in der Öffentlichkeit so wenig wahrgenommen wird, erklärte der Theologe Magnus Striet bei einer Podiumsdiskussion der Katholischen Akademie Freiburg. „Eine intellektuell anspruchsvolle Diskussion über die Gottesfrage findet in der Kirche kaum noch statt.“ Vielfach nehmen die Priester und Bischöfe die Erkenntnisse der Theologie nicht einmal mehr zur Kenntnis. Daher suchen religiös interessierte Menschen Antworten auf solche Fragen außerhalb von Kirchen und Theologie, etwa in der Philosophie oder der Literatur.
Häufig äußert sich die Theologie zu zaghaft, beobachtet der Verleger Manuel Herder. Zum Reformationsjubiläum waren zahlreiche Bücher in den Bestseller-Listen, die sich der Umbruchszeit aus historischer Perspektive genähert haben. Theologische Bücher waren nicht darunter. Die Theologie müsse in der Öffentlichkeit – wie in einem Verlagsprogramm – jedoch Spannungen auslösen und auch aushalten.
Auch die Digitalisierung macht vor der Theologie nicht Halt. Die Theologie muss solche Themen aufgreifen und auch im digitalen Raum sichtbar sein, erklärte die Theologin Franca Spies, die beim Blog „Y-Nachten“ mitarbeitet. Davon sei die wissenschaftliche Arbeit aber zu unterscheiden. Ursula Nothelle-Wildfeuer, Professorin für Christliche Gesellschaftslehre, ergänzte: „Auf Blog-Beiträge bekommt man sehr viel schneller mehr Reaktionen.“ Im Digitalen sei die Freiheit größer, das Gedruckte habe aber meist mehr Tiefgang.